02.08.2015 – Es ist vollbracht. Ich schreibe vom nördlichsten mit dem Auto befahrbaren Punkt der Welt.
Bevor wir dahin kamen, packten wir unser Zeug in Hammerfest und vergaßen dabei ein Berliner Kindl im Kühlschrank der Hütte-ein großer Verlust! Danach schauten wir uns noch ein bisschen Hammerfest an, das an diesem regnerischen, wolkenverhangenen Tag doch etwas anders aussah, als auf den Hochglanz-Sonnenscheinbildern des Reiseführers. Zunächst schauten wir uns das Fort Skansen an, von dem die mit Napoleon verbündeten Hammerfester gegen die feindlichen Engländer kämpften. Da die Hammerfester Armee nur 4 Kanonen besaß, mussten sie schnell klein bei geben. Danach liefen wir hinüber zum Meridian-Monument. Der Astronom Struve erforschte Anfang des 19. Jahrhunderts die Erdabplattung,-größe und -form und ließ dazu von Skandinavien bis zum schwarzen Meer Monumente bauen, mit deren Hilfe er Messdaten triangulieren konnte. Alle Staaten, in denen Messpunkte des sogenannten Struve-Bogens liegen, bemühten sich um das UNESCO-Weltkulturerbe und bekamen es 2005 zugesprochen. Danach fuhren wir noch in den Hafen, wo gerade das Hurtigruten-Schiff „Nordkapp“ ablegte. Na wenn das kein Zeichen war. Anschließend besuchten wir den berühmten Eisbären-Club und schauten uns die kostenlose Ausstellung zur Geschichte Hammerfests an. Auf die 20 Euro teure Mitgliedschaft im Eisbären-Club verzichteten wir jedoch. Wir verzichteten auch darauf, zum Aussichtspunkt über die Stadt zu wandern, denn mit Aussicht war nicht viel. Dann ging es Richtung Nordkapp. In der Stadt Olderfjord, dessen Ortsname in norwegisch, samisch und kvenisch (die Sprache der finnischen Minderheit in Norwegen) geschrieben steht, bogen wir von der E6 Richtung Norden ab. Schon bald erreichten wir den Nordkapptunnel, der die Nordkappinsel Magerøya vom Festland trennt. Seit dem Jahr 1999 führt der 6,9 km lange Tunnel bis zu 212 m tief unter massiven Gestein und dem Eismeer hindurch. Die Straße bis zum Nordkapp windet sich dann an der einen Seite durch Fjorde, auf der anderen Seite durch Berge begrenzt durch die karge Landschaft. Immer wieder sieht man Rentiergruppen beim Grasen. Als ich mich gerade als toller Navigator rühmte, verpassten wir aus Versehen die Abzweigung und fanden uns im Ort Skarsvåg wieder. Wir fragten uns zurück fahrend, wie das geschehen konnte. Dann an der Abzweigung die Erklärung. Auf der anderen Straßenseite war ein großer Weihnachtsmann, auf den ich Christian voller Euphorie hingewiesen hatte. Naja, auch tolle Navigatoren dürfen mal ein ADHS-Problem haben. 🙂 In Nebel gehüllt lag der Nordkapfelsen dann da. Aber zuerst kam aus dem Nebel das Eintrittshäuschen. 57 Euronen für 2 Tage Eintritt und Parken. Dann erstmal abgeparkt, Bierchen geöffnet, Materialzelt aufgebaut und dann erstmal dem berühmten Globus einen Besuch abgestattet. Es war so neblig, dass wir nicht mal unten das Meer sehen konnten. Nachdem wir Spirelli mit Pesto gegessen hatten, klarte es plötzlich kurz auf und der Nebel gab einen Blick über das Gelände und das Meer frei. Atemberaubend! Wenn wir Google Maps öffnen, steht der GPS-Punkt nun an dem Punkt, den wir zuvor nur auf der Karte sahen. Es ist unbeschreiblich. Nachdem wir uns kurz in den Nordkapphallen etwas aufgewärmt hatten, brauten wir unser geplantes Zielgetränk- ein Glühwein aus Sauerkirsch-Wein, Zimtstangen und Nelken. Während die anderen schon längst in ihren Wohnklos sitzen, genießen wir die zwar kalte, aber dafür gute aLuft. Auch jetzt nach Mitternacht ist es noch taghell, obwohl die Polartage vorbei sind. Mit der nächtlichen Helligkeit haben wir übrigens gar kein Problem (Zitat Christian: „Wenn ich die Augen zu mache, ist es doch dunkel.“).
Morgen schauen wir uns noch die Nordkapphallen an und dann werden wir weiter sehen. Nach 4011 km ist erstmal nur eines klar- es geht wieder südlicher.














