04.08.2015 – Heute früh kamen wir nicht so richtig aus den Federn. Muss am Jetlag liegen 🙂 Das Baden im Inarisee fiel aus, da es wieder mal regnete. Im Ort Inari besuchten wir gegen Mittag das „Siida“, ein großes Sámi-Museum. Circa 60.000 Samen bevölkern heute den Norden von Schweden, Norwegen, Finnland und Russland. Die in Deutschland oft verwendete Bezeichnung „Lappe“ bedeutet übrigens in der Übersetzung „Ausgestoßener“ und wird deshalb abgelehnt. Im Museum wird unter anderem die Geschichte der Samen erläutert, die schon vor 12.000 Jahren begann und immer wieder von einer versuchten Eindämmung oder sogar Zerstörung ihrer kulturellen Identität geprägt war. Der Kirche und dem Staat waren die anfangs im Nomadentum lebenden heidnischen Stämme ein Dorn im Auge. So versuchte Norwegen noch bis in die 1980-er Jahre den Samen ihre Sprache, Kultur und Religion aufzwingen und sie damit zu norwegisieren. Heute haben sich die Samen der Länder zusammengeschlossen und erhielten damit zumindest etwas Beratungsrecht in den Staatsregierungen. Auch heute leben noch viele Samen von der Rentierzucht, obwohl sie jetzt sesshaft sind, deren Kleidung westlich geworden ist, die Skier und Schlitten durch Schneemobile ersetzt wurden und die Tradition oft hauptsächlich als Touristenattraktion und Souvenierverkauf am Straßenrand gepflegt wird. Dennoch wird von vielen Samen die eigene kulturelle Identität hoch gehalten und durch zum Beispiel Feste, Sprache, Trachten, Rentierzucht und Kunsthandwerk weiter fortgesetzt.
Erst sehr nahe an der russischen Grenze ging es dann durch die altbekannten Kiefer- und Birkenwälder die E75 in Richtung Rovaniemi, wobei wir immer wieder Rentiere neben oder auf der Straße sahen. Vor Rovaniemi bogen wir dann auf einen Besuch zu einer Person ab, die besonderes zu dieser Jahreszeit unter saisonbedingter Arbeitslosigkeit leidet – unserem guten alten Weihnachtsmann. Über dessen ursprüngliche Herkunft gibt es zwischen mehreren Ländern Streitigkeiten. Deshalb wurde in Finnland gleich einmal 1972 per Parlamentsbeschluss Lappland als Weihnachtsmannland erklärt. In Rovaniemi wurde ein Weihnachtsdorf gebaut und zusätzlich noch ein Santa Park in den Fels gesprengt und seitdem rollt ganzjährig der Rubel mit dem Rauschebart-Opi im roten Mantel. Wir waren hauptsächlich da, weil sich auf dem Gelände auch der nördliche Polarkreis befindet. Ein bisschen wehmütig hüpften wir noch zwischen Polarzone und gemäßigter Zone hin und her und schrieben dann noch ein paar Postkarten vom Weihnachtsmann, die erst Weihnachten ankommen. Jetzt müssen alle ganz stark sein, denn die Karten werden zu Weihnachten nur meine Neffen und Nichten und Christians Cousin bekommen. 😀
Nach Rovaniemi steuerten wir zielsicher auf Kemi an der finnischen Ostsee aus. Und auf einmal sahen wir auch nach langer Zeit die Sonne wieder bei 17 Grad. Nach 14 Tagen Winterurlaub kommt jetzt vielleicht doch noch etwas Sommer. Nach vergeblichen Suchen nach einem Platz für Wildcampen direkt an der Ostsee, fanden wir uns dann doch auf einem Campingplatz in Simo wieder. Mit einer Flasche 7 €-Wodka konnten wir den Preis um 13 € nach unten drücken. Für das nächste Mal wissen wir, dass einheimischer Schnaps wohl besser funktioniert und die Skandis auch auf Rotwein ganz scharf sind. Zum Abendbrot gab es heute auf Wunsch eines einzelnen Herren Spirelli mit Wugula. Jetzt schlafen wir direkt am Fluss im kleinen Materialzelt. Immer wieder denken wir, dass Rauschen des Flusses wäre Regen. Wir können es gar nicht fassen, dass tatsächlich einmal schönes Wetter ist.







