08.08.2015 – Heute ging es nach einer recht kurzen Nacht früh aus den Betten. Unsere Nachbarn hatten den neu gekauften Wodka scheinbar unverzüglich vernichtet, was nachts damit endete, dass sie sich erst auf finnisch anschrien bzw. Lieder sangen und später bei fortgeschrittener Gehirnzersetzung einfach nur noch lautstark irgendwelche Geräusche von Enten oder Möwen imitierten. Während sie dann wahrscheinlich schon ihren Rausch ausschliefen, sprang bei uns früh um 9 Uhr der Rauchmelder beim Wasser kochen an. Das nennt man Karma. Christian genoss es dann nach dem ständigen Geschleiche mal wieder sehr, 120 km/h auf einer Autobahn zu fahren. In Helsinki fuhren wir gleich das Büro der Eckerö Line an, um die Fähre nach Tallinn zu buchen. Die Bude war jedoch zu, obwohl wir innerhalb der Öffnungszeiten da waren. Wir beschlossen, erst mal zum Campingplatz zu fahren und einfach über Internet Angebote zu vergleichen und dann gleich online zu buchen. Das ging auch wunderbar, bis es an die Bezahlung ging. Daten, Kreditkartenummer, Gültigkeit, Sicherheitszahl – alles wunderbar. Doch dann sollte man auch noch mit Tan bestätigen. Bei unseren wenigen bisherigen Kreditkartenbezahlungen hatten wir die nie gebraucht und darum hatte sie keiner von uns eingepackt. Lehrerspruch des Tages: „Ja, zuhause liegen die Tan’s gut!“ Also fuhren wir gleich mit dem Auto, statt mit der Metro in die Stadt zum Hafen. Dort musste Christian eine Entscheidung treffen. Entweder 75 € für die Fähre morgen früh, 125 € für morgen Abend oder 142 € für Montag früh. Wir zeigten uns gewöhnlich wieder als rationale Sparfüchse und durchliefen darum das Helsinki-Kurzprogramm. Nach dem Besuch der größten orthodoxen Kirche in Skandinavien, der „Uspenski-Kathedrale“, liefen wir über den direkt am Hafen gelegenen „Kauppatori“ (Marktplatz) zur Markthalle. Die schloss zwar gerade, aber ein, zwei Leckerbissen konnten wir schon noch abgreifen. So gab es dieses Mal ein paar Oliven, Graved Lachs und ein asiatisches Sandwich. Letzteres verspeisten wir sofort, während zum Dom liefen und die Augen nach einem Supermarkt zwecks Brot für Lachs und Oliven aufhielten. Nach dem Besuch des mächtigen, strahlend weißen Doms, zu dem eine steile Treppe hinaufführt, wollte sich immer noch kein Supermarkt einfinden. Ein Louis Vuitton, Dior und Gucci am anderen, aber kein Brot. Das spiegelt ja mal wieder gut das Preisniveau in Finnland wieder, dachten wir. Denn von den nach Reiseführer angeblich nur 10 % höheren Preisen konnten wir besonders bei Lebensmitteln nichts merken. Eine Flasche Ginger Ale kostet hier 4,23 €, eine Flasche Mineralwasser von Lidl 0,80 €. Das Benzin ist jedoch mit rund 1,52 € auf akzeptablen Niveau. Jedenfalls waren wir dann schon soweit gelaufen, dass wir wieder beim Auto waren und so holten wir dort das Brot aus unseren Vorräten, setzten uns auf die Treppen zur orthodoxen Kirche und machten dort schön pennermäßig Brotzeit. Nächstes Mal, wenn wir als Millionäre zurück nach Helsinki kommen, kaufen wir das Gucci auf und bauen dafür einen Supermarkt. Da es nach dem warmen Tag schon wieder mal anfing zu regnen, ließen wir die Fährfahrt zur Festungsinsel „Suomenlinna“ sprichwörtlich ins Wasser fallen und beendeten die Sightseeing-Tour. Sind wir schlechte Touris. Allgemein hat uns Finnland, „das Land der 1000 Seen“ (eigentlich sind es 187.888 Seen mit einer Fläche über 500 m²) auch nicht so wahnsinnig begeistert. Die Finnen, auf die wir getroffen sind, trafen schon sehr das Klischee vom zurückhaltenden, schweigsamen Finnen (außer bei Alkoholkonsum). Die Preise sind hoch. Die Landschaft ist jedoch sehr schön und vielleicht waren wir auch zu kurz hier, um so richtig warm zu werden.
Apropos warm werden, die finnische Sauna probierten wir nicht aus, da man sie auf den Campingplätzen für ab 20 € aufwärts extra anmieten muss. Das Saunieren wird hier getrennt nach Geschlechtern und auch eher im privaten Bereich gepflegt. Ist man sich nicht bekannt genug, wird wohl sogar in Badebekleidung geschwitzt.
Auf dem Campingplatz trafen wir noch zwei Schweizer, die auch schon auf dem Campingplatz in Tampere waren. Da sich auch bei unserer Berliner Kindl-Rationierung wieder ein vorbildliches Sparfuchs-Verhalten unsererseits zeigte, konnten wir sogar noch zwei Bierchen spendieren. Da es dann schon so spät war, gab es nur noch eine fixe Asia-Nudelsuppe vor dem Schlafen gehen. Morgen müssen wir ja rechtzeitig aufstehen, um die Fähre zu schaffen. Unser erster Termindruck im Urlaub.
P.S. Falls sich jemand fragt, warum wir beide selten auf einem Foto sind – es ist scheinbar kaum möglich, ein Foto zu machen, bei dem nicht einer von uns (meistens ich) total bescheuert guckt. Aber wir üben fleißig.





