14.08.2015 – Nach Aufstehen, Duschen und Packen verabschiedeten wir uns von Piet und Sonja und machten uns auf in Richtung Kap Kolka, einer Landspitze im Nordwesten Lettlands, an der Rigaer Bucht und Ostsee aufeinandertreffen. Doch zuvor stand ein wesentlicher Tagespunkt auf dem Programm. Ich hatte Christian dummerweise vorgelesen, dass es in Riga einen Schießstand gibt, in dem man mit verschiedenen Waffen, unter anderen Kalaschnikows, auf James Bond-Pappfiguren schießen kann. Sofort fing Christian daraufhin an, laut klatschend im Kreis zu springen und zu rufen: „Au ja, Ballern, Ballern!“ Da ich nun einmal diese beinahe kindliche Euphorie ausgelöst hatte, gab es trotz Bedenken meinerseits kein zurück mehr. Wenigstens war das „Regro’s“ nicht mal einen Kilometer vom Campingplatz entfernt. Trotz Navi fanden wir es allerdings nicht. Aber so schnell gab Christian jetzt nicht auf. Es wurde gefragt, herum gefahren, gewendet, noch einmal gefragt. Es half nichts, wir stießen nicht mal auf die kleinste Spur dieses Ladens. Tief enttäuscht, aber mit der Hoffnung in Warschau seine Waffenambitionen ausleben zu können (da gibt es eine weitere „Filiale“) fuhren wir dann schlussendlich zu unserem eigentlichen Ziel, dem Kap Kolka. Die Straße führte durch kleinere Holzhausdörfer mit Räucherfischständen und immer wieder sah man die Rigaer Bucht durch den schmalen Kiefernwaldstreifen schimmern. Kurz vor Kolka entschieden wir uns, schon auf die Ostsseseite des Kaps zu fahren und erst am nächsten Tag die Spitze anzugucken. Also wurde das Navi auf Košrags umgestellt, was dazu führte, dass Yannick uns die Querstraße über das Kap schickte. Das hieß dann, mit 30 km/h über 20 km staubige umbefestigte Schotterstraße zu fahren. Wenigstens sahen wir etliche Störche, welche in Lettland und Litauen so oft vorkommen, wie in kaum einem anderen europäischen Land. Wir parkten neben Berlinern auf einem sehr schönen und günstigen Campingplatz, liehen uns Fahrräder und fuhren in den nächsten kleinen Ort, um in einem winzigen Konsum einzukaufen. Auf dem Rückweg radelten wir direkt am Meer lang, weil dies besser ging, als auf dem sandigen Waldweg auf dem Hinweg. Wieder angekommen, setzten wir uns in den warmen Sand und stürzten uns auch in die Fluten der Ostsee. Zurück auf dem Zeltplatz grillten wir die komischen Würstchen, die wir aus Ermangelung von Auswahl erst eingekauft hatten und dazu gab es Nudelsalat nach Muttis Rezept. Später kamen wir noch mit unseren fast doppelt so alten Berliner Nachbarn Ralf und Dagmar ins Gespräch. Schnell stellte sich heraus, dass die beiden auch Lehrer sind (wer zu lange reist, steht ja immer schon unter Generalverdacht). Die beiden waren auch ziemlich alternativ unterwegs, so dass der Altersunterschied völlig egal war. Trotz der kalten, absolut sternklaren Nacht stiegen wir erst um 5 Uhr früh nach Bier, Wein und Tee mit Wodka ins Zelt. Ein sehr schöner, feucht-fröhlicher Abend.




