17.08.2015 – Zur unchristlichen Uhrzeit 6.45 Uhr klingelten heute am frühesten Morgen gleich beide Handys im Zelt. Ziemlich unwillig schälten wir uns aus dem Schlafsack, kramten unsere Sachen zusammen und packten den Rucksack mit dem Nötigen für den Tag. Um 7.52 Uhr machten wir uns dann auf den Weg nach Minija, von wo die Fähre ablegen sollte. Das Navi zeigte an, dass wir für die 6 km Strecke, inklusive umbefestigter Straßen, ganze 16 Minuten brauchen werden. Schon da bekam ich etwas Angst, da ich entgegen meiner sonstigen Unpünktlichkeit bei wichtigen Sachen wirklich lieber sehr pünktlich bin, zumal wir nicht genau wussten, wo sich der Fährableger in dem kleinen Örtchen befindet. Dann kam die „unbefestigte Strecke“, eine durch Traktoren ausgefahrene und dann wieder verhärtete Straße. Christian brach sogleich in Wehklagen über sein schönes Auto aus, da es sich beim Fahren tatsächlich anhörte, als würde sich ein Schlagbohrer in den Unterboden schrauben. Mir war das relativ wurst, da ich nur sah, dass sich die Ankunftszeit immer mehr nach hinten verschob und ich musste mich sehr beherrschen, gegenüber dem Autoschoner Christian keinen bissigen Kommentar zu machen. Schließlich hat dieser das Auto und mich nun schon beinahe 7000 km sicher transportiert. Als wir schließlich an so etwas wie einem Hafen ankamen, schlenderte Christian immer noch schön langsam zum Wasser. Dann für mich der Super-Gau. Etwa 25 Leute inklusive Fähre standen da – und zwar am anderen Ufer des Flusses und es gab von uns aus keinen ersichtlichen Weg hinüber. Nur eine Familie stand an unserem Ufer, die uns erklärte, dass wir gleich per kleinen Boot hinüber gebracht werden. Herzinfarkt zum frühen Morgen gebannt. Nach der kleinen Überfahrt über den Fluss brachen wir zur „großen“ Überquerung des Kurischen Haffs an. Bei Wind, aber strahlenden Sonnenschein legten wir in Nida an und leihten uns zwei gute Mountainbikes aus. Die Nehrung macht schon alleine auf der Karte durch ihre 98 km Länge bei nur maximal 3,8 km Breite einen außergewöhnlichen Eindruck. Noch bizarrer ist jedoch die Hauptattraktion des Landstreifens, nämlich die über 60 Meter hohe Dühne bei Nida, welche zu den höchsten Dünen Europas gehört und auch als Sahara Litauens bezeichnet wird. Noch vor 20 Jahren war sie über 20 Meter höher und wurde dann durch menschliche Eingriffe immer mehr abgetragen. Durch die Aufnahme in die UNESCO, einen schonenden Tourismus und die Bepflanzung der Dünen wird versucht, die Zerstörung abzuwenden. Schön wäre es, denn der Blick von oben über die Düne ist wirklich beeindruckend und es kommt angesicht der Sandmassen tatsächlich ein Wüstengefühl auf.
Anschließend fuhren wir mit den Rädern auf die Ostseeseite der Nehrung. Wir wollten noch ein bisschen einsame Ostsee genießen und radelten noch etwas weiter nördlich, da direkt gegenüber von Nida nur ein voller öffentlicher Strand ist. Dieser ist zudem nach gemeinsamer Strand, Herren- und
Frauenstrand getrennt. Ein gemeinsames FKK-Baden findet hier nicht statt. Schon südlich von Palanga waren wir etwas irritiert, dass am Strand eine lange Schlange vor einer einzigen Umkleide wartete. So verklemmt hätten wir die Litauer gar nicht eingeschätzt.
Nach ausgiebigen Ostsee- und Sonnenbaden am einsamen Strand mit gelegentlichen Sandstürmen ging es dann zurück zum Hafen, wo wir beim Warten auf die Fähre noch etwas aßen und dann leider 17.30 Uhr schon wieder zurück mussten. Die Zeit verging heute wie im Flug. Nach der etwas schaukligen Fährüberfahrt, fuhren wir noch schnell auf die Landspitze von Ventė, um im Licht der sinkenden Sonne von einem Leuchtturm aus noch einmal einen Blick zurück auf die Kurische Nehrung zu werfen. Am Campingplatz ließen wir den schönen Tag noch mit einem Bierchen ausklingen und huschelten uns dann in den Schlafsack ein. Da die Sommer hier kürzer sind, sinken die Temperaturen trotz warmer Tage in der Nacht auf unter 10 Grad. Schon im September gibt es erste Nachtfröste. Morgen machen wir uns dann auf den Weg nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens.








