In unserem etwas nach Lavendel und irgendwas ekligen undefinierbaren riechenden Hotelzimmer wachten wir heute schon recht früh auf, da die Temperatur im Zimmer uns fühlen ließ wie Broiler am Spieß. Da wir Frühstücksmarken hatten, fuhren wir uns noch eine Ladung Spiegeleier und Apfel-Pancakes rein. Thommy misstraute der Veganheit der Pancakes und ernährte sich nur von dem viel zu starken Kaffee. Als Folge davon lief er bis Moskau hinter dem Auto her.
Der Weg über die seit Warschau schnurgerade „Autobahn“ verlief bis auf ein paar riskante Überholmanöver der Russen gut. In unseren Reiseführern wird von der Fahrt nach Moskau mit dem Privatauto dringend abgeraten, weil die Grenzkontrollen lang dauern und die Straßen in miserablen Zustand wären. Zweiteres können wir nicht bestätigen. In den Städten sind die Straßen schon etwas schlechter, aber an der M1 bis Moskau gibt es bis auf ein paar kleinere Schlaglöcher nichts zu bemängeln. Die Polizei steht in regelmäßigen Abständen da und macht Geschwindigkeitskontrollen, hat sich aber bisher noch nicht sonderlich für uns interessiert.
Kurz vor Moskau wuchs die Anspannung vor allem bei Christian und mir. Seitdem Christian beim Nordkaptrip die Bombe mit den Worten: „Nächstes Jahr fahren wir nach Moskau“ platzen ließ und ich: „Na okay“ sagte, hat man sich gefreut und Vorstellungen gemacht. Dann überfahren wir die Stadtgrenze. Der Stadtverkehr wird von außen zunächst über eine achtspurige Straße gelenkt. An den Seiten befinden sich riesige Wohnblocks, später Hochhäuser. Die Straßen sind vollgestopft mit Autos. Alles wirkt selbst für uns Neuberliner einfach abgefahren riesig und überdimensional. Auch der Verkehr ist deutlich anstrengender, nur ständiges Aufpassen und defensives Fahren verhindert einen Unfall. Dann geht es über die Moskva, was Christian veranlasst, die schrecklichste Version von „Wind of change“ zu singen, die ich je gehört habe. Plötzlich erscheint links der Kreml und am Ende die Basilius-Kathedrale. Ja, man ist tatsächlich da. Als wir bei Andreys neuer Wohnung ankommen, muss er uns leider per SMS vertrösten. Er muss arbeiten und hat außerdem selbst noch keinen Schlüssel für die neue Wohnung. Also doch Campingplatz. In einem Hipstercafé bei Andreys neuer Wohnung um die Ecke ziehen wir uns noch fix etwas zu Essen ein und recherchieren noch einmal ganz genau die Lage des Campingplatzes. Viel zu oft sind wir in letzter Zeit an Adressen von Hostels und Campingplätzen gefahren, wo dann doch nichts war. Nach noch einmal 16 Minuten Fahrt taucht dann tatsächlich ein Campingplatz-Schild und sogar der entsprechende Campingplatz vor uns auf. Auf dem Campingplatz „Sokolniki“ im Nordosten der Stadt weilen wir nun in unserem blauen Partyzelt für 14 € die Nacht. Von da aus fuhren wir dann noch fix zum Supermarkt, um unsere Wasservorräte auszufüllen und dann gab es das von Christian angeordnete Resteressen zur Tilgung unserer Essenvorräte und zur Erleichterung des Gölfchens. Thommy zauberte sich Nudeln mit Gemüsesoße für mindestens 3 Leute und wir uns Möhrenstreifen mit Reis und gefüllter Paprika.
Morgen werden die dann den ersten Tag Moskau unsicher machen. Wir sind gespannt, wie wir auf die fast 12 Millionen Einwohner Stadt klarkommen.



