An diesem Tag ging es nach dem Frühstück direkt los, denn auf uns warteten mehr als 500 km auf dem Weg nach Sofia. Wir entschieden uns, im Süden die Autobahn zu nehmen, weil wir nicht die gesamte Strecke Landstraße hinter LKW her fahren wollten. Die Straßen in Bulgarien sind wirklich alle zumindest so akzeptabel, dass man nicht um Leben und Auto fürchten muss. Gerade auf größeren Straßen ist der Belag so gut, dass man ohne Probleme etwas schneller fahren kann, weil man nicht mit ständigen Schlaglöchern rechnen muss. Etwa bei dem Viertel der Strecke verfuhren wir uns etwas, weil wir den Schildern nach Sofia und nicht unserem guten Navi-Menschen folgten. Nachdem wir mitbekommen hatten, dass die Schilder uns wieder über die Landstraße schicken wollten, mussten wir noch einem kleinen Umweg durch eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke wieder auf die Autobahn nehmen. Was ich zumindest vorher nicht wusste ist, dass Bulgarien besonders im Süden ein recht bergiges Land ist und Berge über 2000 m besitzt. Das Balkangebirge hat auch hier sehr weite Ausläufer und so konnten wir gerade auf diesem Umweg schöne bewaldete Hügel und Berge bewundern. Nicht so bewundernswert war ein kleinerer Vorfall auf der Pinkelpause am Wegesrand. Nachdem alle wieder durch das hohe Gras ins Auto gestiegen waren und sich das Auto wieder in Bewegung setzte, machte ich eine erschreckende Entdeckung direkt neben mir an der Beifahrertür. Dort hatte sich eine mindestens hundgroße Wespenspinne eingeschlichen. Eigentlich habe ich kein Problem mit Spinnen, so lang der Körper nicht dick ist. Dieses Exemplar war aber so eklig, dass ich mich nicht beherrschen konnte, wie ein kleines Mädchen so lange zu kreischen, bis Christian an den Wegesrand gefahren war und ich dieses Monstrum von Spinne in die Freiheit entlassen konnte. So aber jetzt genug mit den Peinlichkeiten, zu deren Veröffentlichung ich von der männlichen Seite genötigt wurde.
Ansonsten verlief die Autofahrt nach Sofia zum Glück ohne Begegnung mit Polizisten oder sonstigen Schrecklichkeiten. Auch die Autofahrer sind hier im Gegensatz zu der Bemerkung des Reiseführers, dass Bulgaren im Auto zum Tier werden, noch einigermaßen in Ordnung.
Auf Anhieb fanden wir auch gleich das vorab gebuchte Hostel (man merke – wir haben unser Chaos derzeit gut im Griff). Mit einem Typ vom „HostelMostel“ fuhren wir noch zum nächsten bewachten Parkplatz, wobei Christian im Kreisverkehr noch fast mit einem Auto kollidiert wäre, der von der inneren Spur des Kreisverkehrs auf einmal doch den Kreisverkehr verlassen wollte. Kreisverkehre sind gerade hier in Ost-/Südosteuropa sowieso eine Geschichte für sich. Nichts mit einspurigen markierten Kreisverkehren wie bei uns, sie sind hier mindestens zweispurig, meist ohne Fahrbahnmarkierung und wenn man Glück hat, funktionieren sie nach dem folgenden Prinzip: Wenn man gleich bei der nächsten Abfahrt raus will, bleibt man außen, sonst innen und betet, auch mal rauszukommen. Wenn man Pech hat, muss man die gesamte Zeit beten, ohne Unfall hinein- und hinauszukommen, weil die einzige Regel das Recht des Stärkeren ist.
Bevor wir in unser 5-er Hostelzimmer zwei Straßen neben dem eigentlichen Haupthostel gingen, nahmen wir noch das im Preis von 13 € pro Person inbegriffene Abendbrot ein, ruhten uns danach kurz im Zimmer aus und gingen dann noch für ein paar Guiness, Cider und Whiskey in den Irish Pub um die Ecke. So gestärkt kuschelten wir uns in die etwas durchgelegenen Betten und bereiteten uns schon einmal mental auf die Eroberung Sofias am nächsten Tag vor.