17.08.2016 – Skopje (Mazedonien)

Am Morgen entschieden wir uns, noch einen Zwischenstopp in Skopje zu machen, damit die Fahrt von Sofia in den Kosovo nicht wieder so lang wird. Ein anderer Grund war natürlich, dass wir vor zwei Jahren schon einmal da waren und besonders das Essen und die kleinen Gässchen in der Altstadt sehr schön fanden. Mazedonien ist sowieso unser Geheimtipp, so dass wir sogar noch einmal überlegten, noch einmal an den Ohridsee im Süden von Mazedonien zu fahren. Dies wäre aber wirklich ein ganz schöner Umweg gewesen, so dass wir es lieber sein ließen. Die Grenzsituation zwischen Bulgarien und Mazedonien gestaltete sich für uns, die bereits an vielen Grenzen an ihre Grenzen gegangen sind, als Kinderspiel. Ein kleines bisschen Wartezeit mussten wir auf uns nehmen, dann hatten wir das ganze aber auch schon geschafft. Durch den bergigen Nordosten Mazedoniens kamen wir nach Skopje hinein und erinnerten uns auch gleich wieder daran, was so schlimm an den Straßenverhältnissen war. Das Straßennetz ist extrem feingliedrig und unübersichtlich. Da unser Navi zwar die Straße, aber nicht die Hausnummer gefunden hatte, fanden wir erst nach mehreren Hin- und Herfahren, Vergleichen und Fragen das „Get Inn Hostel“. Dort konnten wir das Auto abstellen und bezogen gleich das Zimmer in dem wirklich toll eingerichteten und klimatisierten Hostel. Die Klimaanlage war auch tatsächlich wichtig, denn die Temperaturen lagen schon wieder bei geschmeidigen 36 Grad. Nach einer kurzen Ausruhphase besichtigten wir eine Sehenswürdigkeit Skopjes, die wir vor zwei Jahren nicht mehr geschafft haben. Über Skopje thront der 1066 m hohe Vodno, auf dem ein 66 m hohes Kreuz steht. Es ist damit eines der höchsten christlichen Kreuze und dementsprechend schon von Skopje gut zu erkennen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit verbunden mit zu hohen Temperaturen und Faulheit der Herren entschieden wir uns, mit dem Lift von der Mittelstation für 1,50 € p/P auf den Gipfel zu fahren. Christian bekam im Lift gleich feuchte Augen, als er sah, dass der Mann mit uns im Lift sein Fahrrad außen anhing, mit dem er sich dann todesmutig vom Gipfel stürzen wollte. Während Christian noch über sein zukünftiges Lebensziel philosophierte, genossen wir schon einmal die Aussicht über die langsam im Sonnenuntergang verschwindende Stadt Skopje. Obwohl der Lift im Kreuz nicht funktionstüchtig ist, hat man von hier aus schon einen wunderbaren Blick. Wir waren froh, dass wir dieses Erlebnis noch nachgeholt hatten, nachdem wir vor zwei Jahren lieber die Matkaschlucht hinter dem Vodno vorzogen.

Wieder unten mussten wir noch einmal zum Piercer fahren, weil die Herren nun auch noch ein Partnerpiercing haben wollte. Nein, scherz. Ich hatte meine Kugel vom Piercing auf dem Berg verloren und musste nun ein neues besorgen. Nachdem ich der guten Frau noch dreimal deutlich gemacht hatte, dass ich kein zweites Piercing, sondern nur neuen Schmuck haben möchte, klappte das auch ganz gut.

Zum Abendessen konnten wir leider nicht die Empfehlung des Hosteltypen verfolgen, da schon alles reserviert war und gingen deshalb noch einmal in die Altstadt Skopje mit seinen schönen verwinkelten Gässchen. Auf dem Weg dorthin fiel uns auf, dass viele der neu gebauten Statuen und Gebäude mit Farbbomben übersät waren. Wir hatten schon vor 2 Jahren über den Bauwahnsinn in Skopje den Kopf geschüttelt. Bei einem verheerenden Hochwasser im Jahr 1962 folgte ein ebenso zerstörerisches Erdbeben. Diesen beiden Naturkatastrophen fiel etliche alte Bausubstanz zum Opfer, so dass in Skopje derzeit alte Gebäude mit einer teils historisch korrekten, teils pseudoantiken Außenfassade überzogen werden. Unser Hosteltyp klärte uns nachher auf, dass es im April diesen Jahres große Proteste in ganz Mazedonien gab. Diese begannen schon 2015, als herauskam, dass der Premierminister in einen Abhörskandal verwickelt war und der Präsident die Ermittlungen und Prozesse gegen die Verdächtigen ganz einfach unter den Tisch fallen ließ, um politische Unruhen im Land zu verhindern. Damit erreichte er allerdings genau das Gegenteil, denn die Bevölkerung zeigte in großen Demonstrationen ihren Unmut über Korruption und sinnlosen Bauboom bei schlechter Wirtschaftslage. Diese so genannte „Colorful Revolution“ verlief friedlich unter dem Motto „No justice – no freedom“ (keine Gerechtigkeit – kein Frieden). Noch ist die Lage nicht unter Kontrolle. Der Präsident blieb bei seiner Entscheidung, die Opposition, welche die Proteste anführte, wurde unter Hausarrest gesetzt und die Wahlen wurden verschoben. Es bleibt also zu hoffen, dass sich die politische Lage in Mazedonien nicht destabilisiert.

Beim Abendessen entschieden wir uns dann für ein Restaurant, das zumindest ein veganes Hauptgericht auf der Karte stehen hatte. Also gab es bei mir und Thommy „Turli Tava“, ein lang im Ofen geschmortes Gericht aus Kartoffeln, Paprika, Auberginen, Okraschoten und Tomate. Sehr, sehr lecker. Zum Nachtisch holten wir uns noch in unserem Lieblings-Baklava-Laden fünf Stück von diesen figurfreundlichen Leckereien für einen Preis, bei dem man in Deutschland gerade mal eines bekäme. So vollgestopft rollten wir förmlich zurück ins Hostel, hielten uns die Bäuche und gingen glücklich ins Bett.

Unten auch mal ein paar Bilder von uns, damit ihr nicht vergesst, wie wir aussehen.

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Landschaft auf dem Weg nach Skopje

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Milleniumskreuz
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Aussicht vom Berg Vodno

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