Die Nacht wurde zumindest für Thommy und mich unruhig, da unser vierter Zimmernachbar, ein etwa 60-jähriger Mann ein ziemliches Schnarchproblem hatte. Da half auch nicht, dass er sich am Morgen noch dreimal entschuldigte. Gegen 11 Uhr verließen wir das Hostel und starteten in Richtung des Kosovo. Wir waren schon alle ziemlich gespannt auf das kleine Land mit 1,8 Mio. Einwohner, das seit 2008 Teilrepublik von Serbien ist. Während Deutschland und 109 andere Nationen den Kosovo als eigenständige Republik anerkennen, spricht Serbien vom Kosovo nur von einem Landesteil. Die Grenzüberquerung machte schon einmal viel Hoffnung. Nach der etwas längeren Ausreise aus Mazedonien kommen wir zum kosovarischen Grenzübergang. „Na hallo, einmal bitte die Pässe und die Fahrzeugpapiere,bitte.“ Und das ist hier keine Übersetzung, sondern das kam wirklich auf deutsch. „Ihr müsst dann auch noch eine Versicherung abschließen, weil der Kosovo nicht auf eurer grünen Versicherungskarte ist. Du musst dann noch in das Haus da gehen“, erzählt er weiter. Wir sind völlig baff und fragen, ob man hier deutsch in der Schule lernt. Er erklärt uns, dass er drei Jahre in Deutschland gelebt hat und das im Kosovo wahrscheinlich über die Hälfte der Leute in Deutschland leben oder lebten. Tatsächlich sehen wir viele (vor allem teure) Autos mit deutschen Kennzeichen, die aber von dem Gepäckstatus nicht gerade wie Urlauber aussehen. Nach diesem netten Grenzempfang fahren wir durch das gebirgige Kosovo in die Hauptstadt Pristina hinein. Die Fahrweise der Kosovaren gleicht stark der der Albaner, was bei einem Albaneranteil von 98% im Kosovo auch nicht sonderlich verwunderlich ist. Will man ein guter albanischer Fahrer sein, dann beachte man ein paar einfache Regeln – fahre definitiv zu schnell; überhole immer dann, wenn du gar nichts siehst; schnalle dich und deine Kinder nicht an; hupe, was das Zeug hält; riskiere im Kreisverkehr jederzeit einen Unfall und setze als Motorradfahrer keinesfalls einen Helm auf und ziehe am besten noch Flip Flops an. Wir wollten jedenfalls nicht als eines der Grabmale am Straßenrand enden und zogen es vor, schön deutsch-defensiv-ordentlich zu fahren.
Nach ein bisschen Suchen kamen wir an dem ziemlich großen „Buffallo Backpackers Hostel“ an, aßen noch einen Snack und ruhten uns kurz aus, bevor wir die Stadt unsicher machten. Zuerst mussten wir Geld tauschen, was hier so funktioniert, dass Männer mit Geldbündeln herum stehen und man dort tauschen kann. Sie haben bessere Kurse als die Bank. Der Kosovo nutzt Euro als Fremdwährung und so konnten wir gleich einmal 100 unserer in Transnistrien fälschlicherweise erworbenen Dollar umtauschen. Um uns einen Überblick zu verschaffen, bestiegen wir erst die Mutter-Theresa-Kathedrale. Bestiegen ist eigentlich falsch, denn es ging nur ein Fahrstuhl nach oben, was bei 35 Grad jetzt auch nicht so übel war. Danach wanderten wir die George Bush-Straße weiter ins Zentrum. Die Begeisterung der Kosovaren für die USA fiel uns schon auf dem Weg hierhin auf. Überall hängt die Stars und Stripes und in Pristina gibt es es neben der George-Bush-Straße auch noch eine Bill-Clinton-Straße und eine Bill-Clinton-Statue. Die USA scheinen im Kosovo als große Heilsbringer betrachtet zu werden, da sie versprochen haben, dem Kosovo auf ihren Weg in die Unabhängigkeit zu helfen. Dass das natürlich nicht aus Nettigkeit geschieht,können sich alle, bis auf scheinbar den Kosovo denken. Im Jahre 1999 hat sich nämlich hier der Amerikaner auf einem über 300 Hektar großen Gelände mit seinem Militärstützpunkt „Camp Bondsteel“ breit gemacht, das in mehreren Belangen umstritten ist. Dass man von hier aus natürlich auch militärisch einen guten Stützpunkt in Richtung Ölquellen geschaffen hat und sich die USA einen Scheißdreck um den Kosovo kehrt, wurde hier noch nicht so richtig erkannt. Also sorry, wenn ihr jetzt ein Bild von der Bill-Clinton-Statue erwartet habt, dann schaut sie euch lieber im Internet an. Wir brauchten sie uns nicht anzugucken. Nach der Fußgängerpassage überquerten wir die Straße und standen schon in der Altstadt direkt auf dem Basar. In den engen Gassen wird von Antiquitäten bis Obst und Gemüse alles verkauft, was man sich vorstellen kann. Verbunden mit den Rufen des Muezzin, um die Gläubigen in die Moschee zu rufen, fühlt man sich hier schon ein bisschen wie in arabischen Staaten. Im Kosovo bekennen sich 95% der Menschen als Muslime, aber mit Religion wird locker und tolerant umgegangen.
Nachdem wir die Feigen und Nektarinen vom Markt verspeist hatten, mussten wir erstmal ein bisschen nachspülen und nahmen in der so genannten Raki-Gasse ein paar Bierchen ein. Aufgrund der Religion und der gesetzlichen Bestimmungen haben hier nicht alle Restaurants und Kneipen eine Schanklizenz. Zum Essen gingen wir in das uns von der Hostelmama vorgeschlagene Restaurant mit dem etwas denkwürdigen Namen „Te Nazi“. Thommy gab dem Kellner seinen veganen Guide hin, in dem auf vielen Sprachen geschrieben steht, was er isst und was nicht. Erstaunt nahm dieser ihn mit und erklärte ihm an der Theke, was er nehmen könnte. Tatsächlich fand sich auch Gemüsereis und eine Art Bohneneintopf für ihn. Christian nahm eine Pleskavica, das ist eine flache Balkanboulette, die über dem Feuer gegrillt wird. Sehr satt gingen wir danach ins Hostel, wo Thommy heute nach dem ganzen Raki und Bier als erstes die Augen zufielen.





Hallo ihr drei Abenteurer, haben ja lange nichts von euch gelesen. Aber das was wir gelesen haben klingt oft sehr abenteuerlich. Eigentlich bstätigt das unsere Vorstellung von diesen Ländern. Wir hoffen ,dass es euch gut geht und ihr keine Probleme mehr bekommt. Bleibt alle schön gesund und fahrt weiterhin vorsichtig.
Liebe Grüße
Erika und Rolf
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