22.08.2016 – 24.08.2016 – Morinj (Montenegro)

Am Tag der Abreise von Albanien erwachten wir schon früh. Nachdem wir alles zusammengepackt hatten, konnten wir einen neuen Frühstart-Rekord mit kurz nach 8 Uhr Abfahrt verbuchen. In Shkoder wollten wir uns noch für die Fahrt mit Lebensmitteln eindecken. Also wieder kopfüber hinein in das Chaos, dass Montag früh, wo so etwas wie Markttag ist, noch einen grandiosen Höhepunkt erlebt. Wir teilten uns auf, ich ging Gemüse und Obst holen, während die Christians Brot und sonstiges überlebensnotwendige besorgten. Nachdem ich erfolgreich abwenden konnte, beim Warten auf die beiden in einen Kleinbus mit Ziel irgendwo verfrachtet zu werden, trafen wir uns wieder und los ging es die Küste nordwärts.
Wir hatten noch ein paar Lek (albanische Währung), die wir loswerden mussten, was bei den derartig günstigen Preisen gar nicht so leicht ist. Nach ein paar Cola im Minimarkt konnte ich kurz vor der Grenze noch für rund ein Kilo Pflaumen und 4 Nektarinen 83 Cent los werden. Vor zwei Jahren hatten wir einen ähnlichen Betrag für einen Beutel Feigen und 8 Gurken bezahlt. Unfassbar. An der Grenze staute es sich ein wenig, doch die Abhandlung ging wieder sehr schnell. Wir haben schon seit Ewigkeiten keinen Kofferraum mehr öffnen müssen – was wir alles hätten schmuggeln können…Christian unterlief noch ein kleiner Fauxpas bei der Grenzkontrolle. Dort hatte sich ein Grenzer einfach einen Stuhl genommen und eine extra Spur aufgemacht. Er fragte uns, wo wir herkämen und ob wir schon einmal hier gewesen seien. Am Ende des kleinen Smalltalks fragte er uns noch: „Montenegro – beautiful????“. Christian machte eine abwiegende Handbewegung und sagte: „Montenegro is okay, Albania is beautiful!“ Der Grenzer machte ein recht verwirrtes Gesicht, als er uns weiterfahren ließ und ich musste Christian darauf hinweisen, dass dies kein albanischer, sondern ein montegrinischer Grenzer war. Naja zum Glück ist ihm dieser Fehler nicht bei der Einreise in die Ukraine von Russland aus unterlaufen.
In Montenegro quälte sich der Verkehr teilweise sehr stark durch die Touristenorte und -städte. Die Überquerung der Grenze ist jedesmal ein echter Schock. Plötzlich ist alles- inklusive der Preise- wieder mega deutsch. Aber was soll man machen, umdrehen ist jetzt nicht mehr. Auf der Fahrt setzte auch noch ein ziemlich starker Regen ein. Gegen um 15 Uhr kamen wir im Sonnenschein an unserem kleinen paradiesischen Campingplatz in Morinj an, den wir schon vor zwei Jahren angesteuert hatten. Obwohl Christian sich schon mokierte, dass wir ja jetzt voll die Pauschaltouristen sind, weil wir mehrmals an einem Ort waren und außerdem im voll touristischen Montenegro Halt machten (als hätten wir hier unseren ganzen Urlaub verbracht), war er doch sehr froh, wieder hier zu sein. Ich auch, obwohl ich vor zwei Jahren hier einen Ausbruch einer kurzen, aber akuten Lebensmittelvergiftung/Magen-Darm-Grippe bekam und deshalb den Campingplatz teilweise sehr schön, teilweise echt zum Kotzen in Erinnerung hatte. Unter dem Feigenbaum stellten wir unser Lager auf und verspeisten gleich ein paar dieser leckeren Dinger. Christian, der nach einer halben Stunde ausruhen schon wieder Hummeln im Hintern bekam, baute aus einer zerschnittenen Plastikflasche, einem Stock und Kabelbinder sogleich ein funktionsfähiges Feigenpflückgerät. Als kleine Zwischenmahlzeit gab es für Christian noch die Reste seines gestrigen Abendbrotessens und Nudeln für Thommy und mich. Am Abend gönnten wir uns noch einen kleinen Snack und Wein und Bier im Dorfrestaurant und stiegen dann ins Zelt. In der Nacht wurde der Sturm, der schon am Nachmittag geherrscht hat, noch etwas rauer, so dass man im Zelt etwas Bedenken bekam, dass es uns gleich wegweht. Am Morgen waren wir inklusive Zelte aber immer noch da, der Sturm hatte sich verzogen, so dass man noch einen letzten richtigen Urlaubstag mit Sonne und Meer genießen konnte. Zum Frühstück gab es selbstgepflückte Feigen und zum Mittag erntete uns Christian ein paar Miesmuscheln frisch aus dem Meer. Thommy bekam dann die vegane Version mit Spirelli, Tofu, Knoblauch und Öl und wir nahmen die Miesmuschelversion ohne Tofu zu uns. Bei der Miesmuschelernte hatten die Christians ein Schild entdeckt – „Grundstück zu verkaufen“. In der Annahme, dass es sich um das Grundstück des Campingplatzes handelte, wurden also gleich die wildesten Phantasien gesponnen, wie man den sehr spartanischen Campingplatz so aufmotzen könne, um den doofen Deutschen richtig viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Die angehenden Kapitalisten entwickelten gleich ein Zahlungsmodell, wie man erst den Campingplatz, später weitere Grundstücke und wahrscheinlich noch später ganz Montenegro aufkaufen würde. Doch natürlich musste mit dem leicht verrückten Campingplatz-Besitzer-Opa noch ein Preis ausgemacht werden. Also wurde geschickt nach dem Preis gefragt, woraufhin der Opa anfing, unter hysterischen Lachen „1 Million“ anzugeben. Fluchend zogen die Christians von dannen, so viel Geld hatten wir dann doch nicht dabei. Thommy schüttelte nur den Kopf darüber, welch einen verdammten täglichen Gewinn der Opa doch für ein Grundstück mit Toilette und so gut wie keiner Eigenarbeit machte. Also bleiben wir jetzt weiter Lehrer und Bürohengste und das ist ja auch gar nicht schlimm, denn die nächsten Tage machten wir auch nicht viel mehr als der Campingplatzbesitzer. Der mitgebrachte albanische Wein und die restlichen Lebensmittelvorräte wurden aufgebraucht, in der Bucht von Kotor ausgiebig gebadet, die Nasen noch etwas in die Sonne gehalten und abends leckere Balkanspezialitäten verzehrt. Außerdem aßen wir tonnenweise frischer saftiger Feigen. Mehr kann man sich nicht wünschen. Aber wie es immer so ist, wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Also packten wir die Zelte und den sonstigen Kram zusammen und machten uns auf den Weg Richtung Norden. Da der Weg für eine Durchfahrt nach Deutschland von hier aus selbst für uns zu lang erschien, planten wir einen Zwischenhalt in Ljubljana (Slowenien) ein.

 

 

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Thommys Lieblingsgetränk 😉

 

 

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Golf im Paradies

 

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Golf von Kotor

 


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