24.10.2016 – Yala-West-Nationalpark und Tissa

Um 4.30 Uhr klingelte unermüdlich der Wecker. Raus aus den Federn, denn schließlich wollten wir uns heute ein bisschen Flora und Fauna anschauen. Christian setzte sich noch sehr verdaddelt in den Jeep, den der Sohn unseres Verhandlungspartners lenkte. Mit uns fuhr noch eine dreiköpfige französische Familie. Nach einer halben Stunde sehr windigen Fahrt kamen wir am Nationalpark an, wo unser Fahrer das Ticket löste. Mit uns standen dann circa 15 andere Jeeps abwartend da, bis der Nationalpark um 7 Uhr seine Tore für Besucher öffnete. Der Yala-Nationalpark ist der älteste und zugleich mit 1500 Quadratkilometern der größte Nationalpark Sri Lankas. Nur ein Teil davon ist jedoch für Touristen zugänglich. Die Vegetation im Nationalpark ist wie in einer Savanne, nur dichter mit stachligen Buschwerk und Bäumen bewachsen. Hier im Dickicht verstecken sich viele Tiere, von denen das seltenste vermutlich der Sri-Lanka-Leopard ist, von dem es in ganz Sri Lanka nur noch 800 Tiere gibt. Wir hatten uns entschlossen, nicht in einen Zoo oder in das Elefanten-Waisenhaus zu gehen, da wir finden, dass Wildtiere nicht eingesperrt werden dürfen, sondern in ihrer freien Umgebung leben sollten. In einem 1500 Quadratkilometer großen Nationalpark haben die Tiere ausreichend Raum, sich auch mal zurückzuziehen, wenn es ihnen zu bunt wird. Nicht zu bunt hatten es an diesem Tag die Tiere, die wir vom Jeep aus sehen konnten. Das Aussteigen ist verboten, da vor ein paar Jahren wohl ein Tourist ein unangenehmes Zusammentreffen mit einem Krokodil erlebte. Zu aller erst sahen wir eine Gruppe von Axishirschen, die immer wieder unseren Weg querten und wohl schon sehr daran gewöhnt sind, dass Leute mit nicht allzu leisen Jeeps durch ihr Gebiet fahren. Nachdem eine halbe Stunde der insgesamt 5-stündigen Tour vergangen war, sah man nur noch selten einen der vielen Jeeps vom Eingang. Trafen sich zwei Fahrer, berieten sie sich darüber, ob jemand Tiere gesehen hat. Neben den Axishirsche sahen wir aber erstmal nur kleine Tiere – verschiedenste Vögel, Hanuman-Leguren (eine Affenart), Leguane, einen Mungo. Im Flachwasser eines Tümpels tauchten immer wieder Schwanz und Augen von Krokodilen auf. Nein, hier hätte ich jetzt auch nicht unbedingt aussteigen wollen. Später fuhren wir zu einem grünlich leuchtenden Tümpel, in dem eine ganze Herde wilder Büffel mit halbgeschlossenen Augen ihr Leben als Büffel genossen. So entspannt, wie diese Tiere aussehen, im Halbschlaf stören möchte man diese aufgrund der beeindruckenden Hörner sicher auch nicht. Etwa nach der Hälfte der Zeit dürfen wir Wildtiere an einem festgelegten Platz am Meer aussteigen, um Nötiges zu verrichten und einmal ein bisschen die Beine im Meer abzukühlen.
Hier traf am 26.12.2004 die zwei Stunden vorher vor der Küste Sumatras ausgelöste Tsunamiwelle ein und tötete an dieser Stelle im Nationalpark 25 Personen, die meisten davon Deutsche. Ein Denkmal erinnert daran. Sri Lanka war nach Indonesien mit über 35000 Toten, tausenden Verletzten und Schäden in Milliardenhöhe am meisten vom Tsunami betroffen. Das ist besonders schmerzlich, wenn man bedenkt, wie viele Menschenleben ein funktionierendes Frühwarnsystem oder wenigstens Kommunikationssystem zwischen einzelnen Ländern hätte retten können.
Wieder im Inneren des Nationalparks tat unser Fahrer sein Bestes, einen der scheuen Leoparden auf Steinen oder im Unterholz zu entdecken. Aber sie blieben lieber versteckt, was angesichts der Lautstärke der Jeeps auch nicht sonderlich verwunderlich ist. Als wir gerade unsere letzte Runde drehten, entdeckte Christian noch vor dem Fahrer etwa 800 m von uns entfernt einen asiatischen Elefanten. Wie gebannt beobachteten wir mit ausgestellten Motor, dass das Tier, welches sich als Elefantenbulle herausstellte, neugierig näherkam. Kurz vor dem Jeep passierte der Elefant die Straße, blieb noch eine Weile stehen, um dann auf der anderen Seite etwas Laub vom Baum zu rüsseln. Nicht, dass wir noch nie einen Elefanten gesehen haben, aber es ist etwas anderes, wenn das Tier nicht eingesperrt in ein enges Gehege ist. Ein toller Abschluss für diese Tour. Dass wir keinen Leoparden gesehen haben, fanden wir nicht schlimm. Im Internet existieren einige schlechte Bewertungen für den Nationalpark, weil Leute keine Leoparden oder Elefanten gesehen haben. Wie dumm muss man sein, um zu denken, dass ein Nationalpark ein Zoo ist, wo man garantiert alle Tiere sieht, die auch da leben?
Wieder in der Unterkunft hatten wir erstmal nur einen Gedanken – Essen. Wir hatten zwar vom Hotel ein Lunchpaket mitbekommen, was allerdings nicht ausreichte. Dieses Mal waren wir abgesehen vom Wasser nicht wieder schön deutsch für alle Zwecke gerüstet. Also gab es im Hotel erstmal einen riesigen Teller Nudeln. Tat das gut.
Den restlichen Tag verbrachte Christian mit Schlafen und ich mit Lesen am Pool, obwohl das Wetter nicht mehr ganz so sonnig wie morgens war. Am Abend gab es erstmal noch eine Portion Nudeln mit Tomatensauce, weil die einfach so lecker waren. Jetzt könnten wir zwar morgen einen Marathon laufen, werden uns aber darauf beschränken, mit dem öffentlichen Bus ans die südliche Meeresküste zu fahren. Wir wollen früh starten, um nicht in der absoluten Hitze fahren zu müssen.

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Sonnenaufgang vor dem Yala-West-Nationalpark
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Dornbuschsavanne
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Axishirsche
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Entspannung pur – Wilde Büffel
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Tierleben am Wasserloch
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El Krokodil

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Ein Mungo
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Viel Elefantenschei…- doch wo sind die Elefanten?
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Der alte Mann und das Meer
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Gedenkstätte für Tsunamiopfer
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Hanuman- Legur

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