15.04.2017 – Wadi Rum

Die Anstrengung des Tages machte sich im guten Schlaf bemerkbar. Der verrückte Hahn hätte auch direkt neben meinem Ohr krähen können, ich hätte es nicht gehört. Erst gegen 12 Uhr deckten wir uns noch etwas mit Vorräten ein und dann fuhren wir die schon bekannte Strecke Richtung Aqaba zurück. Etwa auf 2/3 des Weges biegt ein Weg in das Wadi Rum ein, eine 74.000 Hektar große Wüstenlandschaft mit roten Sand. Dort wollten wir sowohl mit dem Jeep eine Tour machen, als auch in der Wüste schlafen. Nach Bezahlen des Eintritts fuhren wir in das Reservat bis in den Ort Rum vor. Weiter geht es für die allermeisten Touristen nicht, denn unsere Reisschüssel war nicht für die Wüste ausgerüstet. Deshalb trafen wir den Besitzer des Camps, in dem wir heute die Nacht verbringen wollten. Suleyman gehört zu einer der Beduinenfamilien im Wadi Rum. Er selbst ist noch mit seiner Familie als nomadisierender Beduine aufgewachsen. Heutzutage führen dieses Leben nur noch wenige Beduinen. Viele haben sich mehr oder weniger sesshaft gemacht, schicken ihre Kinder zur Schule, haben selbst sogar studiert und sprechen sehr gut Englisch. Nach einem Tee, der jeden Zahnarzt hoch erfreut hätte, verluden wir unser Zeug für die Nacht in den Jeep und ab ging die Fahrt in die Wüste. Sofort fiel uns Neu-Großstädtern wieder eins auf – eine unfassbare Weite der Wüstenlandschaft, die nur durch die sich bis zu 900 m erhebenden in abstrakten Formen erodierten Sandstein-Felsformationen unterbrochen wird. Als hätte man Sahara und Elbsandsteingebirge zusammen gemischt und in rötliche Farbe getaucht. Die Landschaft diente 1962 für den Film „Lawrence von Arabien“ als Kulisse. Wir hoffen jetzt, dass dieser oscargekrönte Film den etwas älteren von euch etwas sagt, wir waren nämlich ziemlich unwissend. 🙂 Immer wieder machte unser Guide kleinere Stopps in der Wüste, an denen wir Dünen oder die Gesteinsformationen hoch kraxeln konnten und so einen ungehinderten Blick bis an den Horizont bekamen. Schon die Nabatäer (ja, die fleißigen Baumeister von Petra) besiedelten das eigentlich lebensfeindliche Gebiet und hinterließen Felszeichnungen, die man noch heute betrachten kann. Christian genoss vor allem, dass unser Guide mit einem ordentlichen Speed durch die Wüste heizte. Nein, das hätte der Kia Piccanto tatsächlich nicht mitgemacht. Nach etwa 3 h tauchten etwa 15 kleinere und größere Häuschen vor uns auf. Die Häuschen erinnern an Beduinenzelte, sind aber natürlich verstärkt, um ein längerfristiges Camp gewährleisten zu können. Richtige Beduinenzelte bestehen einzig und allein aus Ziegenhaardecken, die wesentlich schneller abzubauen und mit Kamel oder Jeep zu transportieren sind, wenn die Tiere der Beduinen an einem Platz keine Nahrung mehr finden können. Wir legten nur schnell unser Gepäck ab und kletterten auf einen nahe gelegenen hohen Felsen, um den Sonnenuntergang in der Wüste zu sehen. In absoluter Stille und mit unverbauten Blick auf den Horizont beobachteten wir, wie die Sonne hinter weit entfernten Felsformationen sich in einen roten Ball verwandelte, sich tiefer und tiefer senkte, bis sie vollends verschwand. Wieder unten im Camp saßen wir mit Leuten aus vielen unterschiedlichen Nationalitäten am Feuer und sahen zu, wie so langsam die ersten Sterne aufgingen. Kurz nach 8 Uhr wurde das Essen serviert. Dazu hatten die Beduinen schon am Nachmittag Hammelfleisch, verschiedenes Gemüse und Reis mit Ziegenjoghurt in einen Erdofen herabgelassen. Zusammen mit Brot, Aufstrichen und Salaten verspeisten wir die Köstlichkeiten in einem großen Zelt auf dem Boden sitzend. In der Nacht gingen wir allein noch ein Stück in die Wüste und schauten in den Sternenhimmel hinauf. Der Anblick des Nachthimmels wurde nur noch von dem in den albanischen Alpen übertroffen. Den Anblick speicherten wir uns gut ein, in Berlin würde es den erst einmal nicht mehr so schnell geben. Im Zelt kuschelten wir uns dann gut unter die Decken. Es stimmt, in der Wüste wird es nachts wirklich schnell überraschend kalt. Dick eingemummelt fielen uns so kurz darauf die Augen zu.

 

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Felsformation, in der die so genannte „Lawrence Spring“ entspringt
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Blick ins Wadi Rum – dieser Platz diente als Kulisse für den Film „Lawrence von Arabien“

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Sprung ins Ungewisse

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Kleckerburg XXL
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Steinbrücke im Wadi Rum
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Wie im Film…
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Wadi Rum Sky Camp
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Sonnenuntergang

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Das Essen wird aus dem Erdofen geholtIMG_7666_Fotor

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