Vor dem Bericht zu Gori ein kleines vorläufiges Resumé zu Armenien. Das gebirgige Armenien ist ein Land, was unheimlich viel zu bieten hat – unendliche Weiten, zerklüftete Berglandschaften, eine pulsierende Hauptstadt, Kulturschätze und keine überfüllten Touristenhochburgen. Für einen Urlaub mit dem Zelt oder einem Camper perfekt und da sollte man sich auch mehr Zeit nehmen, als wir. Armenien trägt aber auch die Schatten seiner Vergangenheit, Krieg und Sowjetzeit, noch mit sich, was man vor allem an den unfassbar heruntergekommenen Wohnblocks sieht. Insofern ist Armenien ein Land mit unheimlich viel Potential für hoffentlich sanften Tourismus, aber gerade noch eher ein Geheimtipp.
Zu Gori: Da die Temperaturen heute wieder ungefähr an die der Sonne selbst hinaufklettern sollten, beschlossen wir, die etwa 15 km von Gori entfernt liegende Höhlenstadt Uplistsiche schon vormittags zu besichtigen. Nach verschiedenen Funden datierte man, dass hier schon im 16. Jh. v. Chr. Menschen gelebt haben sollen und die Stadt in Glanzzeiten bis zu 20.000 Einwohner aufwies. Nach einem Eintrittsgeld von nicht einmal 5 € kann man dann frei in den windigen Höhen in den Ruinen der Gebäude, die zum großen Teil direkt in den Fels geschlagen sind, herumklettern. Auch wenn es hier an Informationen außer den Bezeichnungen der Räume mangelt, kann man sich anhand der Ruinen durchaus eine hoch entwickelte Stadt vorstellen, die am Fluss Kura und der Seidenstraße gelegen, florierenden Handel trieb.
Wieder in Gori parkten wir unweit des Stalin-Museums, gingen schnurstracks ohne Eintritt zu bezahlen hinein und umgingen eine Ticketkontrolle, indem wir die Ausstellung einfach chronologisch von hinten betraten. Wir Füchse. Achtung, jetzt kommt der Oberfuchs. Nachdem wir schon fast in den Kindheitsjahren angelangt waren, schlossen wir uns einfach mal so einer englischsprachigen Führung an und gingen noch einmal (und jetzt deutlich mehr informiert) die Ausstellung entlang. Wir erfuhren viel über Stalins Aufstieg an die Macht, über den dilettantischen „Photoshop“-Umgang der Sowjets, über die Unnachgiebigkeit Stalins (sogar gegenüber seinem ältesten Sohn), über Totenmasken, betrachteten Stalins erstes Arbeitszimmer und verschiedene (teils sehr obskure) Geschenke an Stalin aus aller Welt. Am Ende der Führung stand Stalins Geburtshaus und der Zugwagen, mit dem er auch zur Jalta-Konferenz reiste, da er Fliegen verabscheute. Alles in allem Stalin Überdosis. Erst vor 7 Jahren hat man angefangen, die Ausstellung ein kleines bisschen zu verändern und kritische Elemente hinzuzufügen. Dazu gehört für die Georgier ebenso (auch wenn es nicht thematisch passt), ein paar Bilder und Bombenstücke vom Südossetienkrieg 2008, an dem die Russen soweit nach Georgien vorstießen, dass sie sogar 3 Tage lang Gori besetzt hielten. Gerade im Umgang mit russischen Touristen (die noch immer scharenweise kommen), sieht man, welch reflektiertes und gastfreundliches Völkchen die Georgier sind. Uns ist nie aufgefallen, dass die russischen Touristen an der Grenze, im Restaurant oder im persönlichen Umgang diskriminiert werden, obwohl einige von ihnen es teilweise echt verdient hätten.
Abends gingen wir noch etwas außerhalb in einem einfachen, kleinen Restaurant essen, das nur fünf Gerichte im Angebot hatte. Wir wählten Salat, Schaschlik vom Holzkohlengrill und Auberginenröllchen mit Walnusspaste. Der Besitzer, ein älterer Herr, hatte sich selbst deutsch und englisch beigebracht, um Touristen durch die Steinhöhlen zu führen und zeigte uns stolz seine Tschatscha- und Weinvorräte, auf die wir magenbedingt lieber (welch eine Schande) verzichteten.













