Nach dem Aufstehen und dem Frühstück mit Unmengen an Tee, überlegten wir, wie wir unsere Tagesgestaltung den Temperaturen bestmöglich anpassen.
Da wir ausgeschlafen hatten und es jetzt um 10 Uhr schon wieder 35 Grad war, beschlossen wir, uns in den Untergrund zurückzuziehen. Nach einer halbstündigen Fahrt nach Derinkuyu stiegen wir hinab in die Unterwelt. Hier gibt es die größte von etwa 50 unterirdischen Städten in ganz Kappadokien. Bis in die 60-er Jahre hatten die Einwohner von Derinkuyu („tiefer Brunnen“) nur Wasser von oben durch Brunnen geholt. Erst dann entdeckte man, dass unterirdisch nicht nur ein Brunnen, sondern mehr als 2500 Quadratmeter Wohnfläche bis zu 55 m tief angelegt war. Die Wohn- und Nutzräume sind mit einer Vielzahl von Belüftungssystemen versehen und entstanden wahrscheinlich in ihrer heutigen Form ab dem 6. Jahrhundert. Archäologen gehen davon aus, dass kappadokische Christen die Höhlen genutzt haben, um bei Gefahr das gesamte oberirdische Leben zurückzulassen und sich für unbestimmte Zeit in den Untergrund zurückzuziehen. Klaustrophobikern ist die Besichtigung des engen, teilweise unter 1,30 hohen Tunnelsystems garantiert nicht geraten. Mit mehreren tausend Menschen zusammen hätten wir allerdings auch hier nicht leben wollen, obwohl das Ganze einen Vorteil hatte – es war sehr angenehm kühl.
Wieder oben im gleißenden Sonnenlicht, nahmen wir einen Snack ein und gingen auf dem hiesigen Markt einkaufen.
Wieder zurück in unserer Höhle machten wir eine kleine Nachmittagssonne-Entspannungspause und fuhren dann 17 Uhr wieder los, um das Open-Air-Museum in Göreme zu besuchen. Im ganzen Areal sind Steinkirchen/Höhlenkirchen aus dem 11.Jahrhundert zu sehen, die teils noch gut erhaltene Freskos aufweisen. Der Komplex wurde zusammen mit den gesamten Nationalpark Kappadokien eines der ersten UNESCO-Weltkulturerbestätten der Türkei. Wir Gottlosen fanden den Nationalpark ehrlich gesagt weitaus spannender als die Höhlenkirchen, aber das ist Ansichtssache.
Als die Sonne schon zu sinken begann, fuhren wir in das südwestlich von Göreme gelegene Uschisar, welches von einem 60 m hohen Burgfelsen dominiert wird. Auch dieser diente einst als Wohnraum und ist zerlöchert wie ein Schweizer Käse. An der Außenfassade kraxelten wir nach oben und sahen dort, wie die untergehende Sonne die Täler Kappadokiens ein letztes Mal an diesem Tag in pastellfarbenen Tönen erstrahlen ließ. Wahnsinnig schön!
Einen letzten Besuch an diesem Tag wollten wir dem Töpfer Galip im Ort Avanos abstatten. Dieser ist nicht nur für seine Töpferkunst, sondern hauptsächlich für ein äußerst skurriles Museum bekannt, welches er unter seiner Werkstatt entstehen lassen hat. Seit 30 Jahren sammelt Galip Frauenhaar aus aller Welt und hat seitdem über 16000 Strähnen zusammen getragen. Leider hatte das Museum geschlossen und ich habe so kein Haar in Kappadokien gelassen.
Nach dem Abendessen in Avanos fuhren wir wieder in unsere Höhle in Göreme.







