Gegen 10 Uhr verließen wir Metsovou in Griechenland, um uns auf den Weg nach Albanien zu machen. Wir fuhren dabei nicht an die Küste, sondern an den Grenzübergang Kakavija in den Bergen. Der Grenzübergang klappte recht flüssig, so dass wir kurz hinter der Grenze auf engen Straßen in die Bergwelt Albanien abbogen.
Irgendwie wunderten wir uns, dass die Albaner seit 2014 scheinbar sich minimal an Verkehrsregeln halten bzw. sich tendenziell nicht mehr so oft selbst im Straßenverkehr umbringen wollen. So musste man nicht wie damals ständig Angst haben. dass man in Kurven dem Gegenverkehr (wegen Überholens oder Kurvenschneidens) begegnet.
Auf Empfehlung hin beschlossen wir, auf halber Strecke „Siri e Kalter“ zu besichtigen. Schon als wir dorthin abbogen, standen da eine unheimliche Anzahl von Autos. Okay, was kann jetzt so toll sein, dass dies alle sehen wollen? Es handelt sich schlichtweg um eine Quelle, die unterirdisch in einen Gebirgssee sprudelt und damit ein „Blue Eye“ in diesem See bildet. Da wir noch keine Lek (albanische Währung) besaßen, mussten wir das Auto abstellen und den 1,5 km weiten Weg laufen. Wäre auch gar nicht so schlimm gewesen, aber bei 38 Grad Celsius schon. Soll ja aber so toll sein, also kämpften wir uns durch. Uns erwartete eigentlich genau das, was wir gedacht hatten. Ein blau schimmerndes Loch in einem See und darum hunderte von Touristen. Bestimmt ganz schön – ohne Touristen. Etwas weiter oben sprangen wir dann noch einmal in das sehr klare und sehr, sehr kalte Wasser. Wenigstens für die Erfrischung hatte sich der Weg ein kleines bisschen gelohnt. So erfrischt lief der Rückweg auch deutlich besser.
Wieder auf der Spur fuhren wir als erstes die Stadt Saranda an, um Lek und etwas zu Essen zu holen. Von zweiteren hatten wir uns nämlich dummerweise an diesem Tag sehr wenig bevorratet und ernährten uns ausschließlich von irgendwelchen Kekskrümeln, die noch irgendwo hervorkamen. Trotz Suchens war im südlichen Teil der Stadt kein einziger Bankomat zu finden und ohne Knete keine Kekse. Also gurkten wir noch einmal in den nördlichen Teil der Stadt, wo man sich dann komischerweise vor Bankomaten kaum noch retten konnte. So konnten wir mit gestillten Hunger einen Schlafplatz für die Nacht suchen. In Albanien ist Wildzelten noch erlaubt, was wir eigentlich direkt am Strand tun wollten. Tatsächlich führen zwischen Saranda und Vlore recht viele kleine Straßen direkt herunter zum Meer. Das Problem an kleinen albanischen Straßen ist nur, dass sie meist nicht asphaltiert sind. Wenn sie dann noch steil herunter gehen, ist das für das Gölfchen ohne 4×4 mit relativ geringer Bodenfreiheit einfach nicht zu machen. Der erste Versuch endete also im Wendemanöver und Daumen drücken, dass wir das gefahrene Stückchen auch tatsächlich wieder hinauf kommen. Der nächste Versuch hinunter nach Bunec war da zwar noch immer heikel, aber machbar. Unten an der Bucht kam dann aber schon eine Enttäuschung. Das Ganze war touristischer, als wir uns das an so einer abgelegenen Stelle gedacht haben. Außerdem gab es viel von dem Problem, weshalb die EU-Aufnahme von Albanien wahrscheinlich noch etwas dauern wird- Müll, Müll und noch einmal Müll. Auf einen Tipp hin fuhren wir an der Küste ein Stück aus dem Ort heraus, parkten ab und gingen eine Biegung der Bucht weiter. Kein Müll- keine Touristen. Super, hier stellt man doch gerne das Zelt auf. Weil es spät und der Hunger noch nicht so richtig gedeckelt war, liefen wir noch einmal vor und aßen im kleinen Dorfrestaurant Spaghetti Frutti di Mare und gegrillte Schrimps. Am Abend gab es noch ein kleines Lagerfeuer mit Feuerkartoffeln am einsamen Strand.
Am nächsten Tag wurde volles Ablachsen-Programm durchgezogen. Mehr konnte man bei 40 Grad auch nicht machen. Abends beschlossen wir am Feuerchen bei Bier und Feuerwasser, dass wir in Richtung Norden weiterziehen werden.
Am nächsten Tag sprangen wir deshalb ein letztes Mal in das albanische Meer, bekamen noch ein paar Weintrauben geschenkt und dann eierten wir den Weg mit viel Reifen durchdrehen wieder nach oben. Da es in Albanien so gut wie keine Schnellstraßen gibt und es zudem ein recht bergiges Land ist, braucht man für kurze Strecken recht lange. Für die 300 km von Bunec bis zum Lake Shkoder waren das dann geschmeidige 6 h. Nach Dürres fuhren wir noch einmal von der Straße ab, um lecker Meeresfrüchte (für wenig Geld) zu genießen.
In Shkoder versorgten wir uns gleich noch mit etwas Obst und Gemüse (eine Wassermelone 30 Cent) und dann kamen wir gegen Abend auf dem Campingplatz am Lake Shkoder an – und waren entsetzt. Während wir hier 2014 mit vier anderen Autos standen und es letztes Jahr schon mehr waren, stand jetzt der ganze Campingplatz voll. Während hier hauptsächlich deutsche Kennzeichen vorherrschten, war der Süden voll mit Italienern. So schade es auch scheint, aber die Zeit von Albanien als Geheimtipp scheint vorbei zu sein. Die nächsten Tage taten wir dann nichts anderes als Chillen, Essen und Bierchen trinken. Das wurde nur unterbrochen von ab und zu Obst und Gemüse holen.
Am vorvorletzten Tag hatte sich Christian in den Kopf gesetzt, Vorderbremsen und Öl ganz einfach in Albanien wechseln zu lassen. Also fuhren wir mit unserem VW eine Mercedeswerkstatt an und verabredeten einen Termin für den nächsten Tag. Er wollte noch heute das Öl und die neuen Bremsen besorgen. Geplante Zeit – halbe Stunde. Am nächsten Morgen waren natürlich noch keine Bremsen da, aber Papa fuhr gleich in die Stadt, um welche zu holen. In der Wartezeit guckten wir mit Sohnemann mehrere Youtube-Videos mit Titeln wie „Die 10 katastrophalsten Verkehrsunfälle“, „Tödliche Verkehrsunfälle“ oder „Erschreckende Verkehrsunfälle“. Schönen Dank, so etwas kann man doch immer gut sehen, wenn man 11.000 km mit dem Auto herumfährt. Jedenfalls baute uns Papa und Sohnemann mit etlichen Pausen, aber sehr professionell in 2,5 h (ist ja fast eine halbe Stunde) wie gewünscht neue Bremsen ein und wechselten das Öl. Kostenpunkt insgesamt 115 € (in Deutschland wären es etwa 250-300 € gewesen).
So nachgerüstet konnte Christian noch mehr den letzten Abend beim Bierchen mit den Campingplatznachbarn genießen. Die Erholungszeit haben wir definitiv schon mehr als gut genutzt.






