23.10.2017 – Teheran Part II

Da wir so supergut organisiert sind dieses Mal, erfolgte nach dem Frühstück erst einmal wieder der obligatorische Schlachtplan für heute.
Wir beschlossen, zuerst die Probleme mit der Simkarte zu regeln, um auch mal unterwegs etwas im Internet nachschlagen zu können. Nicht, dass wir nicht ohne Internet können, aber wenn man alles selbst organisiert, hilft es doch enorm. Also wurde der örtliche Irancell Shop besucht, der uns unsere gestern erworbene Simkarte freischalten sollte. Nach etlichem Hin und Her stellte sich heraus, dass die Schweinehunde uns gestern unabsichtlich oder absichtlich eine abgelaufene Simkarte verhökert hatten. Also neue Simkarte gekauft, noch dreimal versichert, dass es auch wirklich jetzt alles funzt und nach einer geschlagenen halben Stunde war auch dieses Problem gelöst. Merke! Solche Sachen gleich am Flughafen machen erspart vielleicht im Nachhinein so manchen Nervenkrieg.
Zum Mittag pfiffen wir uns für weniger als einen Euro pro Portion ein riesiges Falaffelsandwich hinein. Super lecker, besonders wegen dem salzig-sauer eingelegten Gemüse darin. Da würde ich fast Nudeln mit Tomatensauce dafür stehen lassen.
Weiter ging es dann zum Golestan-Palast. Dieser wurde Ende des 18. Jahrhundert errichtet und war bis zur Revolution Sitz der persischen Monarchen. Im davor liegenden kleinen Park setzten wir uns erstmal kurz hin. Die 9 Millionen Einwohner Teherans merkt man, man merkt sie in der Quetsch-Metro, man merkt sie am ständig stauenden Straßenverkehr, man merkt sie, wenn man ihnen in der Straße ausweicht. Das Wort Moloch ist übertrieben, denn dazu ist es zu sauber, aber dagegen ist Berlin ein Dorf. Als wir dann in den Spiegelsaal wollten, machten die Angestellten schon kurz vor 16 Uhr Panik, wir sollten uns beeilen. Die überall ausgeschriebene Schließzeit von 18 Uhr stimmte also nicht. Trotzdem erhaschten wir noch einen guten Blick auf die Unmengen von Prunk, Glitzer und Glamour, den die Monarchen von Persien angehäuft hatten. Hier und im Juwelenmuseum in der Bank von Teheran liegen Reichtümer von unschätzbaren Wert, was dem ganzen Komplex eine Eintragung in das UNESCO-Weltkulturerbe einbrachte. In einer Finanzkrise ist der Iran also bestens gerüstet. Nach einer Weile umherschlendern zwischen den mit kunstvollen Fliesenmosaiken besetzten Palästen brachen wir dann zum letzten Tagespunkt auf.
Es dunkelte schon, als wir mit der Begleitung eines jungen Irani am Meydan Azadi ankamen. Hier steht der 1971 zum 2500-jährigen Bestehen der persischen Monarchie fertiggestellte Azadi-Tower. Obwohl die Sache mit der Monarchie schon 8 Jahre später finito war, blieb der aus weißen Marmor gebaute 45 m hohe Turm als herausragendes architektonisches Denkmal in der Stadt. Doch um das in einem Kreisverkehr gelegene Monument zu erreichen, muss man erstmal dem Tod ins Auge sehen. Der Iran ist das Land, in dem nach unseren Erfahrungen Fußgängerüberwege am konsequentesten ignoriert werden. Es geht Frau gegen Moped, Mann gegen Auto, Kind gegen Bus – wer blinzelt oder zögert hat verloren. Ein bisschen Gottvertrauen und eine gehörige Portion Selbstbewusstsein kann da wahrscheinlich gar nicht schaden.
Erstaunlicherweise überquerten wir die drei dreispurigen Straßen ohne Federn zu lassen. Am Tower plauschten wir noch kurz mit Ali und Sajad von der örtlichen Polizei über deutschen Fußball, Teheran und Berlin und den Eiffelturm in Berlin und dann nahmen wir die Metro zurück zum Hotel, wo wir über den Tag unsere Rucksäcke im Foyer geparkt hatten. Nach ein bisschen Chillen und Zeit totschlagen, befriedigten wir unseren Hunger mit Ash. Es handelt sich hierbei um eine Art dicken Eintopf mit verschiedenen Sorten Gemüse, Kräuter, Hülsenfrüchten, Nudeln und einer Menge Öl. Einige Varianten sind vegetarisch. Kein einziger Tourist verirrte sich hierher. Wir sind bis jetzt erstaunt, wie wenige Touristen doch hier sind, da man in letzter Zeit doch von vielen gehört hat, die in den Iran fahren wollen.
Etwas überfüllt von dem wuchtigen Essen wankten wir zur Metro, um zum Bahnhof zu fahren. Abbas hatte für uns gestern das Ticket nach Yazd gebucht und wir hatten ein Online-Ticket bekommen. Ob nun alles glatt lief? Tatsächlich, wir bekamen ein ausgedrucktes Ticket, was wir uns von der Polizei auf Echtheit bestätigen lassen mussten. Dann warteten wir in der Halle auf unseren Zug und konnten mit unseren neu erworbenen Kenntnissen zu arabischen Zahlen herausfinden, dass dieser auf Gleis 9 fuhr. Kurz vor 22 Uhr begaben wir uns dort hin und bezogen den Schlafwagen mit zwei iranischen Typen. Besonders groß darf man da nicht sein, weil die oberen Betten nur knapp 1,70 m lang waren, aber das sanfte Rütteln des Zuges ließ einen ganz schnell ins Sandmännchenland abgleiten…

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Golestan-Palast
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Im Inneren des Golestanpalastes – Glitzi, Glitzi
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Ornamentik
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Golestan
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Christian cool
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Beide cool
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Anika cool
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Azadi Tower
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Azadi Tower
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Christians neue Freunde – die Polizei Teherans
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Ash
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Bahnhof Teheran
dav
Im Schlafwagen

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