02.11.2017 – Hamadan Part III

An diesem Morgen wollten wir einen kleinen Ausflug von Hamadan machen, weil uns von allen Seiten die Ali-Sadr-Höhle ans Herz gelegt wurde. Nach einigen Beratschlagen mit unserer Guesthousemutter, wie wir zum 100 km entfernt liegenden Ziel kommen, entschlossen wir uns, den Kleinbus zu nehmen.
Das stellte sich wieder als gar nicht so leicht heraus, denn jeder, den wir bis zum Busbahnhof fragten, erzählte uns, es würde gar kein Bus nach Ali Sadr existieren und wir sollten doch das Taxi nehmen. Wir ließen uns nicht beirren und fanden tatsächlich den Kleinbus. In diesem warteten wir noch etwas und dann ging die Fahrt auch schon los. Diese war insofern interessant, da dies eigentlich unsere erste Fahrt bei vollem Tageslicht war. Durch karge Wüstenlandschaften ging die Fahrt und man sah deutlich das, was in den florierenden Städten nicht so sehr auffällt. Trotz dass der Iran eine durchaus ernstzunehmende Wirtschaftsmacht ist, leben viele Einwohner gerade in abgelegenen Gebieten in bitterer Armut.
Trotz einiger Bedenken brachte uns der Bus tatsächlich nach Ali Sadr. Nach einem kurzen Fußmarsch gingen wir dann zum Eingang der Höhle. Nachdem wir unnötigen Kram wegschlossen und eine Schwimmweste erhielten, gingen wir noch weiter in die Höhle hinab. Hier lagen Tretboote angeschlossen. Unsere Hoffnung, selbst durch die Höhle rudern zu können, wurde schnell zerstört. Die Boote werden aneinander gebunden und der Guide lenkt den Tross durch die Tropfsteinhöhle. Neben großen Stalaktiten herrschten in dieser Höhle vor allem Formationen vor, die sehr stark an Blumenkohl erinnerten. Nach und nach schipperten wir so durch einen Teil des über 11 km langen Höhlensystems. Etwa auf der Hälfte der Tour wurden wir abgesetzt und nun ging es zu Fuß weiter. Unser Guide war leider des Englischen nur wenig mächtig, aber er bemühte sich sehr, uns wenigstens ein bisschen über die Höhle zu erzählen. Ein lohnenswerter Besuch, auch wenn ich durch die zahlreichen beeindruckenden Tropfsteinhöhlen, die ich als Kind gesehen hatte, wohl doch das Erlebnis etwas relativierte.
Nach der Tropfsteinhöhle teilten wir uns eine Portion Dizi. So ein wärmendes Eintopfgericht war jetzt genau das Richtige, denn es hatte nach der kalten Höhle auch noch angefangen, zu regnen. Als wir versuchten, herauszufinden, wo und wann der Bus nach Hamadan abfuhr, verwandelte sich der Nieselregen in Starkregen. Da kam es genau richtig, dass uns ein Vater mit seiner Tochter anbot, uns (natürlich nicht kostenlos) nach Hamadan mitzunehmen. So durchgefroren, wie wir waren, konnte uns das recht sein.
Am Abend wollte Christian dann bei dem Wetter gar nicht mehr raus. Ich bot an, etwas zu trinken und zu essen zu holen. Als die Guesthousemama bemerkte, dass ich mich allein auf den Weg machen wollte, riet sie mir davon ab mit der Begründung, dass es nicht sicher für eine Frau sei, bei Dunkelheit auf die Straße allein zu gehen. Wahrscheinlich war die Begründung wohl eher, dass es sich nicht für Frauen gehört, bei Dunkelheit allein draußen herum zu spazieren. Wirklich verrückt, dass man sich durch diese Regeln wieder wie ein kleines Kind fühlt, dass bei Dunkelheit wieder Zuhause sein muss. Während wir also Getränke holen waren, brachte der Lieferdienst für Christian ein fürstliches Essen mit Lammkebab und Reis, während ich mich mehr als zufrieden mit meinen Nudeln mit Tomatensauce gab.
So ging der letzte richtige Ferientag im Iran vorbei, denn morgen sollte es nach Teheran zurück gehen.

 

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Stalagtiten in der Ali Sadr- Höhle
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Der Hobbygeologe erkennt sofort: Versteinerter Blumenkohl
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Christian kratzt den letzten Rest Dizi aus dem Topf
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Zurück in Hamadan

 


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