Um 9 Uhr wachten wir davon auf, wie eine Deutsche im Nebenzimmer ihren Freund von ihren Problemen berichtete. Nachdem wir alles über sie inklusive ihrer Menstruation und ihren Jobsorgen erfahren hatten, gingen wir zum Frühstück und machten dann einen Schlachtplan. Da unser für den Abend gebuchter Bus nach Esfahan gestrichen und über eine Stunde vorverlegt wurde, beschlossen wir, das Taxi statt die Beine zu nehmen, um ein paar Sehenswürdigkeiten in Shiraz anzugucken. Erfreulicherweise war es erneut Sajad, der uns zunächst zu Hafis´ Grabstelle brachte. Hafis lebte im 14. Jahrhundert in Shiraz und ist neben Saadi einer der bedeutendsten Dichter des Iran. Er war so bedeutend, dass er sogar den alten Goethe beeinflusste. Die Iraner haben ein deutlich ausgeprägteres Verhältnis zu Kunst, Kultur und Poesie als der Durchschnittsdeutsche. Um genau zu sein, ist Hafis Grab eine kleine Parkanlage und für Iraner keine einfache Sehenswürdigkeit, sondern ein Wallfahrtsort, an dem der Grabstein betüdelt und betatscht wird und die Besucher leise oder etwas lauter Verse rezitieren. Ein paar Beispiele? „Nur ein kopfloser Tropf verliert nie den Kopf“ oder „Wie göttlich sind die Widersprüche im Reich der Liebe!“ oder „Du bist deine eigene Grenze, erhebe dich darüber!“ oder „Droht der Weltschmerz mit steter Erweiterung, bleibt kein Mittel als Wein zur Erheiterung.“ Macht Sinn, oder? Auf Farsi klingt das Ganze wahrscheinlich wesentlich poetischer.
Von Sajad ließen wir uns schlussendlich an der Zitadelle des Karim-Khan in Shiraz hinauswerfen. Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet, diente die Zitadelle zeitweise als Wohnbau, Sitz des Gouverneurs und als Gefängnis. All dies hinterließ Spuren an der Bausubstanz, die seit den letzten Jahren Stück für Stück renoviert wird. So kann man einige schöne Wandmalereien innerhalb der 14 Meter hohen Mauern bewundern.
Der Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten beträgt komischerweise für Touristen immer 200.000 Rial pro Person (etwa 4,50 €). Das war bis jetzt unabhängig vom Ort oder von der Bekanntheit der Sehenswürdigkeit. Wer da nicht an Preisabsprachen denkt.
Zum Mittag gab es heute aus Budgetgründen nur Fast Food. Weniger spektakulär, aber es machte satt. Wieder im Hostel kühlten wir im Innenhof wieder etwas ab. Bei trockenen, aber dennoch heißen 30 Grad mit langen Klamotten auch dringend nötig. Gegen 16 Uhr brachte uns das Taxi zum Bus. Diesen nahmen wir heute extra etwas eher, um nicht wieder 6,5 h Busfahrt im Halbschlaf verbringen zu müssen, sondern diesen bei Ankunft gegen 1 Uhr hoffentlich im Hostel abzubekommen. Nachdem wir mit Sandwich, iranischer Cola, Chips und Kuchen versorgt wurden (inklusive im Preis für 15 € für zwei Personen – nimm das Deutsche Bahn!), ratterten wir los.
Auf der Hälfte des Weges gab es eine kleine Polizeikontrolle, also alle raus aus dem Bus und Polizei und Drogenhund (Marke deutscher Schäferhund) hinein. Alles unauffällig, also weiter ging es. Nachdem man es sich so gemütlich gemacht hatte, wie es nur ging, fielen uns doch die Äuglein ein bisschen zu.






