Etwa um ein Uhr in der Nacht weckte der Busfahrer Christian, das Licht ging an – wir sind in Isfahan. Da dies nicht, wie wir vermutet hatten, Endstation war, wurden wir irgendwo in Stadtnähe aus dem Bus herausgehauen. Total verdaddelt wehrten zunächst erstmal den Pulk Geier in Form von Taxifahrern ab, die scheinbar nichts anderes im Sinn hatten, als noch halb schlafende Touristen mit überhöhten Preise zu belagern. Nach ein bisschen Verhandlungsgeschick wurden wir für einen einigermaßen akzeptablen Preis dann zum Hostel gefahren.
Nachdem wir noch einmal den Raum wechselten, nachdem der erste verdächtig nach Gas roch, fielen wir endlich in einen richtigen Schlaf.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf, Isfahan zu erkunden. Fußläufig erreichten wir den Naqsch-e-Dschahān-Platz. Den kann man mit 560 m Länge und 160 m Breite auch in einer 2 Mio. Stadt wie Isfahan kaum verfehlen. Der persische Herrscher Abbas I. ließ ihn Ende des 16. Jahrhunderts anlegen. Da dieser ziemlich auf Pferdepolo abging, aber sich wie jeder Herrscher, der etwas auf sich hält, dazu möglichst wenig bewegen wollte, musste der Platz ganz einfach ziemlich größenwahnsinnige Züge annehmen. Diesen dezenten Hang zur Übertreibung bringt dem Platz heute Numero 2 der weltweit größten Plätze ein.
Nach ein paar Essenstipps eines Iraners verloren wir uns im Getümmel des Basars. Hier und da staunten und verkosteten wir die unbekannten und bekannten Dinge, die feilgeboten wurden. Besonders die riesigen Säcke Gewürze, Kräuter und Hülsenfrüchte faszinierten uns. Wer so viel essen sieht, kriegt natürlich Hunger. Dieser wurde kurz darauf im „Grandma´s Table“ bei Hühnchen für Christian und „Dolmeh“ (mit Reis, Rosinen und Kräutern gefüllte Weinblätter) für mich gestillt.
So gestärkt, kämpften wir uns durch das Gassengewirr wieder zum gigantomanischen Platz vor. An den seitlich gelagerten Arkaden sind seit jeher verschiedene Handwerker etwa 50 verschiedener Handwerkskünste angesiedelt. Aquamarinblaue Keramik, feinste Kunstschmiedearbeiten, Stoffdruckereien und persische Teppiche, all das gibt es hier zu kaufen. Den Plan, auf direkten Weg zur Freitagsmoschee zu gelangen, wurde ziemlich schnell verworfen, als uns erst ein und direkt danach ein anderer Teppichhändler zum Tee schlürfen in sein Geschäft einlud. Sehr nett, vor allem, weil uns zu keinem Zeitpunkt irgendetwas aufgedrängt wurde. Wahrscheinlich sahen wir auch nicht so aus, als könnten oder wollten wir einer dieser Teppiche kaufen. Dafür erfuhren wir vieles Interessantes über die Herstellung dieser edlen Teile. Zum Beispiel, dass diese besonders von jugendlichen Frauen im Norden Irans hergestellt werden und an einem großen Teppich mit aufwendigen Muster mehrere Frauen durchaus mehrere Jahre arbeiten müssen. Echte persische Teppiche sind immer nur aus den Naturmaterialen Baumwolle, Wolle oder Seide, wobei der Anteil von letzteren den Preis natürlich signifikant in die Höhe schnellen lässt. Der teuerste Teppich in einem von den Läden sollte etwa 50.000 € kosten. Ohne Teppich, dafür mit gleich gebliebenen Reisebudget und Teein im Blut kamen wir dann doch bei der Moschee an. Dort ließen wir die üblichen 200.000 Rial und betraten die mit 2 Hektar schier unfassbar große Moschee. Obwohl leider an zwei Seiten gebaut wurde, überwältigte die mit fast einer halben Million strahlend blauer Fliesen besetzte Moschee. Es muss ein kaum vorstellbares Bild sein, wenn hier am Freitag hunderte Meter Teppich ausgerollt werden und die Muslime dicht an dicht in festgelegter Choreographie zu Allah beten.
Wieder am Platz senkte sich die Sonne auf dem Platz und die Springbrunnen gingen an. Nach dem ausführlichen Genießen der Stimmung gingen wir direkt noch einmal zu „Grandma´s Table“. Christian nahm sich einen großen Teller „Kashk-e Bademjan“ (Auberginendip mit Walnuss, getrockneten Joghurt und frittierter Zwiebel) und ich wollte nichts anderes als Gräupchensuppe. So lecker das iranische Essen ist, so schwer und vor allem leider auch fleischlastig ist es auch. Langsam, aber sicher, setzt zumindest bei mir so ein Weihnachtsgefühl ein, nach dem man einfach gar nichts will, außer höchstens mal ein leichtes Essen und sonst nichts.
Nach ein bisschen Plauderei im Hostel gingen wir dann schlafen.









