Nach dem Frühstück verließen wir das Hostel, um eine weitere Sehenswürdigkeit am Gigantoplatz zu besichtigen. Der Giganto-Shah Abbas I. (der mit dem Polo-Tick) hatte sich an der Westseite des Platzes einen Palast errichten lassen, der Ali Qapu („großes Tor“) heißt.
Abbas I. muss ziemlich sportlich gewesen sein, denn die Treppen bis in den 6. Stock des Palastes ließen uns ziemlich aus der Puste kommen. Wir schoben diese Schwächeerscheinung mal kurzerhand auf die extreme Sauerstoffknappheit in der 1.500 m hoch gelegenen Stadt Isfahan und betrachteten etwas außer Atem die Aussicht von der Palastterasse und den Musikraum. Dieser wurde mit hunderten hohler Holzverkleidungen in Form von Musikinstrumenten versehen, was nicht nur faszinierend aussieht, sondern des Musikers Ohr jubilieren ließ.
Nach dieser Anstrengung war natürlich wieder Essenszeit. Heute wurde „Beryani“, eine typische Isfahaner Spezialität, verkostet. Dazu wird Fleisch von Rind und Lamm, darunter auch ein Teil Lunge, erst gekocht, anschließend gehackt und dann mit Zimt in kleinen Pfännchen gegrillt. Die Kochbrühe kann man mit Tonnen von Öl und klein gerupften Brot als Vorsuppe servieren. Das ganze hört sich nicht so lecker an und sieht aus wie ein kleiner und großer Kuhfladen, schmeckt aber zusammen mit Brot und frischen Kräutern erstaunlich gut. Der Nachteil daran – nach dem Essen verfällt man in ein sofortiges Fett- und Kohlenhydratkoma und möchte eigentlich nur noch schlafen. Christian tat dies auch sogleich im Hostel, während ich beim Lesen versuchte, wieder einigermaßen fit zu werden.
Fit werden mussten wir auch, denn nach dem Ausruhen ging es in die Berge, valera. Mit der erst seit 6 Monaten bestehenden Metro fuhren zum Azadiplatz. Da wir nicht genau wussten, wohin, hatten wir einen Iraner, der perfekt Englisch sprach, um Hilfe gefragt. Dieser nahm sich nicht nur die Zeit vor seinem Französischkurs, uns zum Azadiplatz zu bringen, sondern uns von dort noch ein Taxi zu besorgen, bis zum Fuß des Mount Sofeh mitzufahren und dort nach dem Weg auf den Berg zu fragen. Trotz aufdringlicher Versuche wollte er nicht einmal das Geld für das Taxi von uns annehmen.
Wieder eine supernette Erfahrung reicher machten wir uns auf den Weg auf die Spitze des südlich von Isfahan gelegenen 2257 m hohen Mount Sofeh. Unser Ziel war, vor dem Sonnenuntergang auf dem Gipfel einzutreffen und nach so viel Kultur, auch mal ein bisschen Natur zu erfahren. Ganz wie die Iraner, vermieden wir die flacheren, aber weiteren angelegten Wege und krochen Querfeldein über Geröll und Gestein den Berg hinauf. Ganz schön anstrengend, zumal Kopftuch und lange Klamotten dabei ziemlich hinderlich waren. Weiter hinauf ging es und wir hatten es uns weniger anstrengend vorgestellt. Die letzten Meter ging es über hohe Steine und Geröllfelder, hier war Aufpassen und Klettern angesagt. Dafür wurden wir schon beim Aufstieg immer wieder mit wahnsinnigen Blicken über Isfahan und den Berg belohnt. Pünktlich wie die Maurer kamen wir just in dem Moment an der Gipfelstange an, als die Sonne hinter dem Horizont eintunkte. Auf dem Gipfel gab es ein großes Hallo, jeder war froh oben zu sein, von rechts wurden Datteln gereicht, von links Nüsschen, von vorne getrocknete Früchte und von hinten Tee. Alle wollten etwas über die seltsamen Deutschen wissen, die sich ganz allein unter Iranern am Berg befanden. Im Lichte des Mondscheins gingen wir mit zwei aufgekratzten iranischen Frauen zur Seilbahn und erzählten uns mit teils Farsi, teils deutsch, teils englisch und teils Zeichensprache einen Schwank aus unserer Jugendzeit. An der Seilbahnstation wurden wir noch einmal von picknickenden Iranern mit „Gaz“ (weißes Nougat), Datteln und Obst vollgestopft und dann segelten wir mit der österreichischen„Telekabin“ den tausenden Lichtern Isfahans entgegen.
Unten angekommen, verhandelte Christian so hart mit einem Taxifahrer, bis dieser fast weinte. Wir hatten tatsächlich unterschätzt, dass natürlich wieder alles vollkommen im Verkehrsstau versank und der Preis für die nicht kilometermäßige, aber fast 40 Minuten lange Fahrt doch eigentlich zu weit heruntergehandelt war.
Nach dem Abendbrot (Auberginendip mit Dillreis für mich und Standardkebab für Christian) zogen wir uns am Hostel noch alkoholfreie Bier rein (besser als nichts!) und kuschelten uns dann in die Betten.











