Nach dem Frühstück stand heute noch einmal ein bisschen Kultur in Isfahan an. Mit der Metro fuhren wir zur Brücke Si-o-se Pol. Weil es uns schon erzählt wurde, waren wir nicht allzu überrascht, dass unter der aus dem 17. Jahrhundert stammenden Bogenbrücke nur ein extrem ausgetrocknetes Flussbett lag. Weiter unten dümpelten Ententretboote auf dem Trockenen. Ein komisches Bild, dass die Wassernot im gesamten Land widerspiegelt. Die Gründe dafür sind vielfältig, die meisten davon hausgemacht. In der iranische Landwirtschaft werden vor allem Pflanzen, wie zum Beispiel Pistazien, Tomaten oder Gurken angepflanzt, die einen hohen Wasserbedarf haben. Zur Bewässerung werden Tiefbrunnen genutzt, teilweise illegal gebohrt. Aus diesen werden die Felder förmlich geflutet. Neuartige Bewässerungstechniken kosten und Kläranlagen zur Wasseraufbereitung existieren so gut wie gar nicht. Derzeit verbraucht der Iran 110 % seines Grundwasserreservoirs. Den Wassermangel kann man auf Zeit gut durch immer tiefere Brunnen und zig Staudämme vertuschen, aber es ist offensichtlich, dass das ganze so nicht lange gut geht. Es gibt politische Bestrebungen, doch die verlaufen eher so, wie die Lösung von Umwelproblemen weltweit – möglichst wenig tun und bloß nicht an morgen denken.
Nach einem Snack mit Leberkebab ging es weiter ins armenische Viertel. Nach dem Genozid der Türken hatte sich hier eine große Anzahl an Armeniern niedergelassen und ihre eigene Religion und Kultur mitgebracht.
Auch angesiedelt hat sich dort das ein Museum für iranische Musikinstrumente. Im Iran hat Musik, besonders traditionelle Musik einen hohen Stellenwert. Während es in Deutschland nur wenige Leute gibt, die Klassik hören, ist Musik mit traditionellen Instrumenten auch unter jungen Iranern (zumindest unter jungen Taxifahrern) beliebt. Zuerst erhielten wir eine Führung durch die Ausstellung. Diese stellte Instrumente aus den verschiedenen Regionen des Landes vor, einige erinnerten stark an uns bekannte Instrumente, andere, teilweise auch aus Naturmaterialen wie Kürbis hergestellte, hatten wir so noch nicht gesehen. Das Beste an der Führung war ein Privatkonzert von fünf Museumsmitarbeitern am Ende der Führung. Die fünfköpfige Truppe spielte auf zwei Saiteninstrumenten, zwei Daf (eine Art Tambourin, an dessen Innenseite eine Vielzahl von Metallringen befestigt sind. Sowohl Hände als auch Ringe schlagen gegen die bespannte Fläche, was an ein menschliches Atmen erinnert) und einer Art Bongo. Sie füllten den kleinen Raum vollkommen mit ihrer fremden, wunderschönen Musik aus. Am Ende des Konzerts spielten die Musiker noch für die vorwiegend amerikanisch und französische Zuhörerschaft zwei uns unbekannte Lieder. Sichtlich berührt sangen einige von den Zuhörern mit. Iraner und Amerikaner sitzen zusammen und singen englische Lieder. Wenn mal alles in der Welt so einfach wäre und die Menschen sich einmal mehr auf das fokussieren würden, was sie verbindet, als auf das, was sie trennt…
Nach dem Konzert wagten wir noch schnell einen Blick auf die Vank-Kathedrale im armenischen Viertel. Den Eintritt sparten wir uns, christliche Gebäude hatten wir schon im Sommer bis zum Umfallen gesehen. Wir wollten gerade wieder gehen, wer kam da aus der Kathedrale heraus? Alexander und Oxanne, das Schweizer Übersetzerpaar aus Yazd, das schon so lange auf Reise ist. Nach einem großen Hallo luden wir uns gleich mal bei einem Teppichhändler zum Safran-Tee trinken ein. Es wird immer klarer, man sieht sich mindestens immer zweimal im Leben.
Nun hieß es auch schon Abschied nehmen von Isfahan. Nach einem sättigenden Falafelsandwich ging es mit dem Taxi zum Busbahnhof. Nach etlichen Verzögerungen setzte sich der Bus in Richtung des vorletzten Zieles Hamadan in Bewegung.




