31.07.2018 – 02.08.2018 Kasachstan Part I – Astrachan – Beineu

Am Morgen des 31.07.2018 fuhren wir später als geplant erst halb 11 Uhr den Katzensprung zur russisch-kasachischen Grenze. Über einen Ausläufer der Donau ratterte Flipper über eine Pontonbrücke und schon standen wir da. Kleines Zettelchen und dann warten, warten, warten. Als wir dann endlich dran waren, mussten wir aussteigen, im Häuschen Gesicht, Pass, Immigrationskarte und Zollschein zeigen. In der Zeit wurde das Auto grob kontrolliert. Am Ende dieses Prozesses hatten wir plötzlich ein Deja-Vú-Erlebnis. Erneut kam am Ende ein junger, einigermaßen englischsprachiger Mann ohne Uniform auf uns zu. Im klimatisierten Container mit Putin an der Wand wurden erst Christian und dann wir zusammen verhört. Dieses Mal war das Verhör noch gründlicher, angefangen von Verwandten und Freunden in Russland oder im Ausland bis hin zu dem Beginn des Zweiten Weltkrieges war alles dabei. Endlich konnten wir gehen, doch bei der letzten Kontrolle fuhr uns der Schreck in die Glieder. Der 3×3 cm „große“ Zettel vom Anfang war weg. Ist doch nicht so schlimm, denkt ihr? Der leiseste Pups ist an dieser Grenze ist schlimm. Verzweifelt suchten wir, fragten wir, niemand wollte uns helfen. Panik breitete sich aus und der Gedanke an den Film „Terminal“, wo der Protagonist wegen Schwierigkeiten beim Grenzübertritt mehrere Monate im Niemandsland des Flughafenterminals festsaß, setzte sich im Kopf fest. Endlich fanden wir einen einigermaßen kompetenten Grenzbeamten, der uns einen neuen Zettel ausstellte. Nochmal gut gegangen. 

An der kasachischen Grenze sah das ganze wider Erwartungen schon besser aus. Schnell und freundlich wünschten sie uns bei der Ausreise: „Welcome to Kasakhstan and have a nice day!“.

Wir waren verblüfft, dass alle Kasachen, die wir sahen, ein asiatisches Erscheinungsbild hatten. Eigentlich nicht verwunderlich, denn die Kasachen haben ihre Abstammung von einem Stamm aus der Mongolei, der sich später in die Kasachen und die Usbeken teilte. Die Kasachen, die in Deutschland unser Bild prägen, sind ehemals deutscher oder russischer Abstammung. 

Nach der Grenze hielten wir Ausschau nach einer Versicherung, denn die grüne Versicherungskarte gilt hier natürlich nicht. Richtig Ausschau halten mussten wir eigentlich nicht, denn gleich kamen zwei maskierte Frauen auf uns zugerannt. Obwohl die Masken wahrscheinlich nur als Sonnen- oder Braunwerdschutz dienen, war uns nicht ganz so geheuer, als wir einer von ihnen in einen heruntergekommenen Container folgten. Dort wartete schon ein Mann am Laptop und Drucker. Beflissen füllte er die Daten aus dem Reisepass und den Fahrzeugpapieren aus, während unsere Fragen nach dem Preis der Versicherung konsequent ignoriert wurden. Erst als wir ihnen förmlich das Messer auf die Brust setzten, zeigte uns die Frau den Preis am Handy – 380 Euro. Usain Bolt wäre nicht schneller als wir wieder mit den Papieren im Auto gewesen. Eine Minute später- Polizeikontrolle. Auch das noch! Über die Polizei in Kasachstan hatten wir nur gelesen, dass sie noch schlimmer als die Straßen dort ist. Gleich würden sie uns zwingen, doch eine Versicherung abzuschließen. Nein, aber für die interessierten sie sich gar nicht. Sie wiesen darauf hin, dass Licht auch am Tag anzuschalten und wünschten noch einen schönen Tag.

Den hätten wir auch gehabt, wenn die schlechten kasachischen Straßen sich nicht von ihrer allerschlechtesten Seite präsentieren würden, welche die 300 km bis Atyrau zum absoluten Horrortrip machten. So blieb aber mehr Zeit, um die ersten Kamele, die uns begegneten, ausgiebig zu beäugen. Diese taten das Gleiche mit uns. Erst im Dunkeln kamen wir spät (auch bedingt durch die plötzlichen 2 h Zeitverschiebung mit einer Grenze) in der Unterkunft an. Nach superleckeren (haha) Nudeln mit Tomatensauce aus der Dose fielen wir wie ein Stein ins Bett. 

Am nächsten Tag ging es weiter nach Beineu, einer Stadt ohne jegliche Attraktionen, aber mit einem günstigen Ausgangspunkt zur Grenze nach Usbekistan. Auf der Fahrt durch die ewig weite Steppe hielten uns nur ab und zu querende Kamelherden auf. Etwa auf halber Strecke sahen wir einen Radfahrer, der sich bepackt entlang der kilometerweiten Straße fortbewegte. Wir hielten an, um ihn auf englisch zu fragen, ob er etwas braucht. Fremdsprachenkenntnisse brauchten wir aber gar nicht, denn Jan war aus Köln. Und wer kann es sich meistens erlauben, im Sommer in der Weltgeschichte herumzugondeln? Klar- Lehrer! Da fährt man 5000 km, um dann deutsche Lehrer zu treffen. Wir hätten uns wahrscheinlich auch noch ein paar weitere halbe Stunden unterhalten, aber da jeder von uns noch ein paar Kilometer schrubben musste, trennten wir uns. 

Angekommen in der mal wieder extrem sozialistischen Unterkunft, hinterließen wir eine Nachricht auf dem dort parkenden anderen Mongol-Rally-Auto und gingen dann erst einmal die extrem „zonige“ Stadt erkunden. Begafft von den Beineuern, die scheinbar überhaupt nicht an Touristen gewohnt sind, zogen wir vorbei an meterlangen Schlangen am Geldautomaten und Minimärkten, die sicherlich weniger Auswahl als der schlechteste DDR-Konsum hatten. Da fehlte nur noch die obligatorische Lenin-Statue, um das Szenario perfekt zu machen. Wir saßen gerade im Restaurant, da stieß auch das gesuchte Mongol-Rally-Team zu uns. Mit den drei blutjungen Briten vom Team „Which way´s east“ zwitscherten wir noch bei Schaschlik für Christian und Manty (gefüllte Nudeln) für mich ein paar Bierchen, verabredeten eine Zeit, in der wir am nächsten Tag gemeinsam zur Grenzüberquerung aufbrechen wollten und gingen ins Bettchen. 

 

DSC00556
Friedhof/Friedhäuser in Kasachstan
DSC00569
Highspeed-Kamel
DSC00573
Wir nähern uns den Wüstenschiffen langsam um…
DSC00576
…und fahren sie später fast um…
DSC00583
Jan aus Köln lässt sein Rad kurz stehen, um uns Grüße auf dem Auto zu übermitteln. Wir hoffen, es geht dir gut!
IMG_20180801_130421
Steppe, Steppe und nichts als Steppe…
cof
Gutes Russen-Eis 🙂
DSC00587
Nein, das ist kein Aldi am Donnerstag morgen, sondern ein Bankomat in Beineu…
DSC00589
Christian vor der größten Sehenswürdigkeit Beineus – ein bahnbrechendes Meisterwerk zeitgenössischer Kunst
DSC00590
Diese Händler verkaufen“Nos“ (Snus) – tatsächlich wussten wir vor einigen Google-Recherechen nicht, was das sein soll und irritierten die Händler kräftig durch unser Herumschleichen um den Stand, um herauszubekommen, was das sein soll.
dav
Erfrischung in der Unterkunft…

 


Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s