Am 13.12.2018 flogen wir in das vierte Land der Südostasienrundreise. Kambodscha- ein Land mit 16 Mio. Einwohnern, einst bekannt durch seinen Reichtum als „Schweiz Südostasiens“, ein Land voll verheißungsvoller, mächtiger antiker und blutiger, trauriger jüngerer Geschichte. Auf einer Fläche halb so groß wie Deutschland hat Kambodscha eine Menge abwechslungsreicher Natur und Kultur zu bieten, was wahrscheinlich auch erklärt, warum die Besucherzahlen stetig wachsen.
Wir landeten an diesem Donnerstag Mittag in Phnom Penh, der wuseligen 1,5 Mio. Einwohner Hauptstadt Kambodschas. Das Visa kostete für uns 60 Euro, wobei noch je 5 Euro draufgeschlagen wurde, weil keiner von uns ein Passbild mehr übrig hatte. Bemerkenswert hier ist, dass neben der lokalen Währung Riel der US-Dollar Hauptwährung ist. Gerade größere Beträge laufen nur über US-Dollar. Beim Kauf von Wasser und kleineren Dingen ist man jedoch mit dem Bezahlen in Riel besser beraten, da sonst ein Wasser gleich mal stark aufgerundet prinzipiell einen US-Dollar kostet. Auch die Bankgebühren lassen sich die Kambodschaner mit 5 Euro pro Abhebung königlich bezahlen. Dagegen sind jedoch Simkarten wie fast überall in Asien unschlagbar günstig. Nicht nur einmal haben wir nachgefragt, ob wir wirklich 4 GB Datenvolumen pro Tag und nicht pro Monat haben. Dazu funktioniert das Netz noch im abgelegensten Busch von Hinterbuxtehude. Deutschland, du mobiles Entwicklungsland….
Auch öffentlicher Nahverkehr ist günstig und so ließen wir uns mit dem TukTuk zum Hostel fahren, in dem wir gleich erstmal im Pool unsere reisemüden Glieder abkühlten. Danach planten wir ein bisschen die nächsten Tage. Christian fiel sofort ins Auge, dass an der Rezeption eine Werbung für Motorradausleihe hing. Er kam, er sah und das Verkehrsmittel für die überwiegende Zeit hier in Kambodscha war geplant. So ähnlich ging es mir, als ich auf der Suche nach Abendessen entdeckte, dass ein russisches Restaurant in der Stadt existierte. Steinigt mich, am ersten Tag in Kambodscha russisch essen zu wollen, aber der Drang nach Salzgurken, Pelmeni und Soljanka war stark. 😀
Am nächsten Tag nach dem Frühstück begann unsere Tour in die jüngere, schwarze Vergangenheit Kambodschas. Im geschäftigen, chaotischen Phnom Penh erinnert nicht viel daran, dass die damals über 2 Mio. Einwohner starke Hauptstadt in den Jahren zwischen 1975-1979 eine komplette Geisterstadt war. Die roten Khmer unter ihrem Führer Pol Pot verfolgten seit ihrer Machtergreifung 1975 das wahnhafte Ziel, unter der Staatsform des Agrarkommunismus jegliche Intelligenz und Geistlichkeit zu vernichten und die Bevölkerung komplett aufs Land umzusiedeln. In deren Vorstellung war der ökonomische Unterschied zwischen Land und Stadt der Grund für die Armut Kambodschas. Die einzigen wertvollen Menschen für einen Staat seien Bauern, die ein einfaches, hartes Leben fristen und mit ihrer Arbeit das Land versorgen. Dass es nicht funktionieren kann, Menschen, die sich null mit Landwirtschaft auskennen, von heute auf morgen in Monokultur Reis anbauen zu lassen, kann sich eigentlich jeder denken. Zusätzlich zur Schaffung eines Staats, der Millionen ohne ärztliche Versorgung, Bildung und Hunger zurückließ, übten die Roten Khmer ein Terrorregime aus, das seines Gleichen sucht. Mit zunehmender Paranoia wurden Menschen als Intelligenz oder Staatsfeind verleumdet, inhaftiert, gefoltert und ermordet. Gänzlich unbemerkt vom Westen fielen dem Wahnsinn der Roten Khmer so in nur 4 Jahren ihrer Herrschaft über 1,7 Mio. Kambodschaner und vereinzelte Ausländer zum Opfer. Eine Gedenkstätte, welche daran erinnert, ist das „Tuol Sleng“, auch „SS-21“ genannt, das größte Foltergefängnis der Roten Khmer, welches am 07. Januar 1979 von den Vietnamesen entdeckt und in ein Museum verwandelt wurde. Mit Audioguide bewegt man sich durch die ehemaligen Zellen, in denen sehr drastische Bilder der Menschen hängen, die noch kurz vor der Befreiung bestialisch zu Tode gefoltert wurden. Nur 7 Menschen überlebten dieses Gefängnis, ihre Augenzeugenberichte und die Berichte der Täter zeugen davon, wie Propaganda und Prozesse der Entmenschlichung der Opfer so reibungslos funktionierten, dass die Täter vor nichts mehr zurückschreckten. Mit welcher Paranoia vorgegangen wurde, zeigt der Fall des Neuseeländers Kerry Hamill, welcher das Pech hatte, auf einer Weltumrundung mit zwei Freunden im Segelboot in kambodschanische Gewässer abzudriften. Tagelange Folter brachte ihn dazu, sämtlichen, an den Haaren herbeigezogenen Anschuldigungen zuzustimmen, zu behaupten, er wäre vom KGB und FBI zusammen geschickt wurden und sein Auftraggeber sei Colonel Sanders (der Gründer von Kentucky Fried Chicken). Sein Leidensweg endete wie der etwa 17.000 anderer Menschen 13km südlich von Phnomh Penh in Choueng Ek, auf den so genannten Killing Fields, einem Arreal, von denen in ganz Kambodscha über 300 existierten. Was ging wohl denen durch den Kopf, die vom Tuol Sleng hierhin gebracht wurden, dachten wir, als wir auf dem Weg dorthin im TukTuk saßen… Es ist ein bedrückender Ort, denn nicht nur sprichwörtlich geht man dort über Leichen. Selbst jetzt, 30 Jahre nach der Schreckensherrschaft, werden immer noch Kleidung, Knochenstücke oder Zähne der in Massengräbern verscharrten Menschen an die Oberfläche gebracht und regelmäßig eingesammelt. Es ist, als ob die Toten nicht zur Ruhe kommen. Wie auch, wenn man nach grausamer Folter, erschlagen wurde (Erschießen stellte sich als zu kostenaufwändig dar). Kleinkinder und Babys erschlug man an einem eigens dafür vorgesehenen Baum. In einer errichteten Stupa sind die Knochen und Schädel sorgsam aufgeschichtet, nach Mann und Frau, Kind und Erwachsener, Ausländer und Todesart kategorisiert, von etwa 5000 Menschen, nicht einmal ein Drittel der nur hier auf diesem Killing Field Exekutierten. Fassungslosigkeit macht sich breit und es ist egal, ob man Konzentrationslager oder Gulags besucht, die Prozesse der Entmenschlichung von Unschuldigen sind die gleichen. Prozesse, welche man auch jetzt wieder in ihren Anfängen weltweit im Rechtsruck und zunehmender Ausländerfeindlichkeit beobachten kann…

Am Abend des ersten Tages schlossen wir nur noch Mietverträge für die Motorräder ab. Nach Feiern war uns nach diesem Tag nun wirklich nicht zumute.
Schon früh am nächsten Tag sortierten wir Wichtiges von Unwichtigen, ließen Unwichtiges im Hostel und machten uns mit dem Wichtigen auf den Weg zum Motorradverleih. Da standen sie auch schon, unsere 250 ccm-, bzw. 230 ccm-Hondas, bereit um mit ihnen dahin zu reiten, wo der Pfeffer wächst. Ein bisschen unwohl war mir schon dabei, denn schließlich vergrößerte sich der Hubraum meines Motorrads von Vietnam annähernd auf ein Doppeltes. Aber schon bald wusste ich das mehr zu einer Crossmaschine ausgelegtes Motorrad zu schätzen. Nach kurzer Zeit wurden die Straßen schlechter und wir fuhren mehr auf einer Baustelle, als auf einer Straße. Während die vorherige Maschine in Vietnam schon beim kleinsten Kieselstein ins Rutschen kam, fühlte ich mich jetzt sicherer. Auch als wir auf halben Weg zwischen Phnomh Penh und Kampot auf einer Straße neben einem Markt herfuhren, der aus fußtiefem Morast bestand, wurde zum Glück keiner von uns zum Schlammmonster umgewandelt. Schmutzig wie die Spatzen von Kopf bis Fuß kamen wir dennoch in Kep, einem kleinem Ort neben Kampot am Golf von Thailand an.

Das gute Ankommen trotz widrigster Straßenbedingungen musste belohnt werden. Darum genossen wir gleich am ersten Abend die Spezialität Keps- Krabben, einmal in Kokossauce und einmal mit kambodschanischen Pfeffer.
Eben jenem kambodschanischen Pfeffer wollten wir am nächsten Tag auf die Spur gehen, denn wir waren schließlich nicht umsonst dahin gefahren, wo der Pfeffer wächst. Hier, in der Kampotregion wuchs bis zum Reisfetichisten Pol Pott ein Pfeffer von einer Güte, nach denen sich weltweit Spitzenköche die Finger leckten. Erst lange nach dem Terrorregime wurden Farmen, meist von ausländischen, speziell französischen Investoren aufgekauft und neu belebt. Nach ein bisschen Offroadfahren im Nationalpark Kep ging es über Feldwege zur Pfefferfarm „La Plantation“. Bald wären wir wirklich da geblieben, wo der Pfeffer wächst, denn Christian hatte sich selbst auf Nachfragen, ob denn noch genügend Benzin im Tank wäre, etwas verschätzt. Zum Glück hat jeder Kambodschaner, der etwas auf sich hält, ein paar Pullen Benzin zuhause und so konnte Christian mit dem Restbenzin aus meinem Motorrad Benzin holen und nach kurzer Zeit seinem Pferd wieder die Sporen geben. Auf der Farm gab es für uns Fisch Amok (ein Khmer-Gericht mit Kokossauce), und kleine, mit grünem Pfeffer gefüllte Teigbällchen.

Danach erfuhren wir bei einer kostenlosen Tour über die Plantage viel Wissenswertes über den Pfeffer. In Kampot werden 4 Typen und zwei Sorten von Pfeffer angebaut. Neben dem Langpfeffer gibt es den Pfeffer, den wir kennen. In langen Dolden hängen je etwa 100 kleine Körnchen, die von Hand abgezupft werden müssen.



Im September ist der Pfeffer noch grün und unreif und man erntet die ersten Dolden. Er ist relativ mild, muss aber gleich verzehrt oder in Salz eingelegt werden, damit er nicht verdirbt. Im Januar wird dann weiter geerntet. Der schwarze Pfeffer ist noch immer nicht reif und erreicht nach ein paar Tagen Trocknungszeit sein uns bekanntes Aroma. Erst im März wird die Pflanze dann schlussendlich ganz beerntet und man erhält nach Trocknung roten Pfeffer, den man bei uns aber relativ selten erhält. Wenn man diesen roten Pfeffer wiederum einweicht und die Schale entfernt, dann kommt der uns bekannte weiße Pfeffer zum Vorschein. Ein ganz schöner Aufwand für etwas, mit dem wir uns wie selbstverständlich tagtäglich unser Essen würzen. Nachdem wir uns durch alle Sorten, inklusive sämtlicher Mischungen getestet und auf Wunsch von Thommy noch eine Packung mitgenommen hatten, ging es wieder zurück nach Kep auf holprigen Straßen zwischen Reisfeldern mit Büffeln im Sonnenuntergang. Ein bisschen romantisch wäre es ja schon, wenn man nicht wüsste, dass harte Arbeit für die meisten Kambodschaner, welche im Durchschnitt pro Kopf nur 1000 € jährlich verdienen, alltägliche Realität ist.
An unserem letzten, vollen Tag in Kep zog ich es vor, am Meer mit Blick auf die Insel Phu Quoc, auf der ich einen Monat zuvor tauchen gelernt hatte, einfach mal nichts zu tun.

Christian wiederum verpasste sämtlichem Wildleben Kambodschas auf den Offroadstraßen rund um Kep den Schreck deren Lebens. Verdreckt und glücklich kehrte er abends wieder heim, wo wir nach einigem Suchen einen Flug auf den amerikanischen Kontinent fanden und dann noch einmal in den Genuss der leckeren Krabben kamen.

Doch nun stand auch schon wieder die Heimfahrt nach Phnom Penh an, vor der es uns schon ein bisschen graute. In der Hoffnung auf bessere Straße nahmen wir eine leicht andere Route, quälten uns aber auch dort über Arten von Straßenschäden, die nicht mal Kasachstan zu bieten hatte. Manche Straßen waren erst einmal mit einer Fräse zerstört wurden, von Wiederaufbau fehlte jedoch jede Spur. Ein kleines Trostpflaster waren die netten Menschen an den Raststätten, welche wir für einen kurzen Essens- oder Kokosnusssaft-Stop einlegten. Eingestaubt ohne Ende kamen wir am Stadtrand der Hauptstadt direkt in die abendliche Rush Hour. Der eh schon chaotische Verkehr stockte, dicht an dicht gedrängt schiebt sich jeder an einem vorbei. An Kreuzungen kommt es dann total zum Infarkt und die Verkehrspolizisten winken und kontrollieren umsonst, was nicht zu kontrollieren ist. Zusätzlich nach 5 Stunden Fahrtzeit drängten wir uns also noch einmal 2 h durch den Stadtverkehr, schalteten gefühlte tausend Mal vom ersten in den zweiten Gang und wieder zurück und arbeiteten uns so ganz langsam, aber sicher zum Hostel durch. Hier wartete schon Hoffi auf uns, denn nach Nepal, Hong Kong und Vietnam sind schließlich aller guten Dinge vier. Umarmen wollte er uns nicht und auch alle anderen Gäste des Hostels schauten verstohlen etwas angewidert, wie wir so vollkommen verdreckt daherkamen. Nachdem wir geduscht und die Motorräder abgegeben hatten, holten wir das unwichtige Gepäck aus dem letzten Hostel und gingen dann erneut ins Restaurant „Meatophum“. Eher zufällig waren wir auf dieses Restaurant gestoßen, welches die leckerste Khmerküche zubereitet. Lesen konnten wir in der Karte gar nichts, aber mit den Bildern und ein paar Brocken Englisch und Zeichensprache fanden wir dort extrem leckere Sachen. Zusätzlich zum obligatorischen Reis gab es zum Beispiel „Lok Lak“, was unserem deutschen Gulasch überraschend ähnlich ist. Aber man findet auch Platten mit Kräutern, bei denen selbst ich Kräuterhexe kein einziges benennen konnte. In der Khmerküche werden Zutaten verarbeitet (zum Beispiel die Knospen von Seerosen), die uns in ganz Asien noch nicht vorgekommen sind. Ich hätte gedacht, dass die kambodschanische Küche der thailändischen oder vietnamesischen Küche sehr ähnlich ist und habe mich total geirrt.
Am nächsten Tag ging es mit dem Bus weiter Richtung Siem Reap. Ganz anders als die Busfahrten in Laos verlief diese hier in einem klimatisierten Reisebus und mit Hoffi, der Geschichten aus seiner Thailandreise zum Besten gab, vergingen die 6,5 h Busfahrt wie im Flug. Angekommen in Siem Reap verluden wir unsere gefühlten Tonnen an Gepäck auf eine Mopedrikscha. Das ist wie eine Art kleiner Pferdeanhänger, der an ein nicht gerade leistungsstarkes Moped gehangen wird. Oft haben die kleinen Töfftöffs so zu kämpfen, dass deren Besitzer gleich Wasserflaschen kopfüber in der Nähe vom Motor befestigen, um diesen bei der Belastung und den Temperaturen nicht zu überhitzen. Not macht erfinderisch sagt man nun mal nicht umsonst. Nicht nur einmal sahen wir auf Reisen Dinge, welche zwar weit außerhalb der deutschen Norm lagen, aber ihren Zweck erfüllten, wenn nicht sogar direkt genial waren.

Im Hostel angekommen, wurden nur schnell ein paar Kannen Bier eingeholt, um diese genüsslich im Pool auf der Dachterrasse zu schlürfen. Wat ein Leben! Am Abend gingen wir in ein vegetarisches Restaurant vor Ort, dass aber unsere Erwartungen enttäuschte und nur bestätigte, dass es in kleinen Familienrestaurants außerhalb von Touristenzentren doch am Besten schmeckt. Am Abend beratschlagten wir noch, wie wir den nächsten Tag strategisch am Besten angehen. Denn schließlich waren wir aus guten Grund in das im Norden von Kambodscha gelegene Siem Reap gefahren. Hier liegt der Stolz aller Kambodschaner, ihre Khmer-Vergangenheit und aufgrund der massenhaften Touristen auch irgendwie ein Stück weit ihrer Zukunft. Die Ruinen von Angkor, den meisten wohl bekannt aus den Tomb Raider Film, sind ohne Zweifel das Touristenziel Nummer 1 und mit einer Fläche 400 Quadratkilometern unmöglich in ihrer Gänze an einem Tag zu besichtigen. Wir hatten sowieso nur einen Tag zur Verfügung und Hoffi war sich unschlüssig, ob es wirklich nötig war, jedes einzelne Steinchen von Angkor zu sehen.
Nach etlicher Abwägung entschieden wir uns am nächsten Tag nach dem Frühstück für einen Mopedrikscha- Fahrer, welcher uns für 15 € innerhalb von 8 h zu den Highlights der Ruinenstätte bringen sollte. Die ersten Ruinen waren noch nicht mal in Sicht, da hieß es erstmal, mit Fotos personalisierte Eintrittskarten für die Ruinen rund um das Gebiet Angkor für geschmeidige 74 € für zwei Personen und einen Tag abzutreten. Doch für was gaben wir da eigentlich so viel Geld aus?


Angkor bedeutet in der Khmersprache nichts anderes als „Stadt“. Richtige wäre eigentlich Städte, denn auf diesem Gebiet entstanden bis zum 15. Jahrhundert immer wieder neue Städte und Tempelanlagen. Jeder neue Herrscher versuchte mit seinen Bauten die Bauten des alten Herrschers zu überbieten. Dieses Spiel, ich würde es mal als Khmerversion von „Wer hat den Längsten?“ bezeichnen, begann mit Jayavarman II., der im 9. Jahrhundert in eine ansässige royale Familie einheiratete und als Begründer des Volkes der Khmer gilt. Nach und nach erweiterte sich die Fläche und die Einwohner der Städte, in Hochzeiten lebten in der Region Angkor bis zu einer Million Menschen. Es war eine Hauptstadt eines riesigen Reiches, dass wohl von Malaysia bis in weite Teile Vietnams hineinreichte. Eine der bekanntesten Tempel ist Angkor Wat, welcher sogar oft gleichbedeutend mit der gesamten Anlage verwendet wird, entstand in dieser Zeit.



Im 19. Jahrhundert wurde Angkor „wiederentdeckt“. Eigentlich war es nie verschwunden, nur zu diesem Zeitpunkt wurde es durch ein Buch eines französischen Forschers auch in ganz Europa populär. Erst kamen ab dann die Forscher, dann die Kunsträuber, spätestens nach den Roten Khmer (welche aus noch nicht vollständig bekannten Gründen nichts zerstörten) die Touristen und am 20. Dezember schließlich wir. Bei Stopps an den einzelnen Tempeln versuchten wir uns mittels des Reiseführers einen Überblick über Geschichte, Inschriften, Wandzeichnungen und Figuren zu verschaffen.

Wir waren beeindruckt davon, wie gut die Ruinen trotz der langen Zeit der Verwahrlosung mitten im Regenwald noch erhalten blieben. Vor allem in der antiken Stadt Bayon, deren erbauender Herrscher ein Faible für Gesichter hatte, kann man gut erkennen, in welcher Detailliertheit die Fassaden noch erhalten sind.


Für den Film Tomb Raider wurde im Tempel Ta Prohm gefilmt. Hier sieht man sehr eindrucksvoll, wie die Natur sich ihren Platz in diesem künstlichen Eingriff des Menschen wieder zurückholt.


Alles in allem beeindruckten uns vor allem die Dimensionen der antiken Stadt, denn an diesem Tag sahen wir mit der genauen Begutachtung von ganzen sechs verschiedenen Tempelanlagen nur einen Bruchteil dessen, was zu besichtigen wäre. Das kann man natürlich noch alles besichtigen, muss man aber nicht. Nennt uns Kulturbanausen oder fragt euch, was wir denn für Geschichtsstudenten sind, aber ein Tag in der UNESCO geschützten Anlage hat uns vollkommen gereicht. Vielleicht ist es einfacher, wenn man einen guten Guide hat, aber wenn man wie wir acht Stunden bei 30 Grad in Angkor herumhopst und versucht, die gesamte Khmerkultur von Anfang bis Ende und jedes Steinchen mit einem Reiseführer annähernd zu fassen, ist das ganz schön anstrengend.




Geschafft ließen wir uns nach dieser Tour wieder mit Hopfenblütensaft in den Pool gleiten und kamen da erstmal die nächste Stunde auch nicht mehr heraus. Erst als der Hunger uns mit dem verlockenden Angebot Pizza oder Pasta mit Bier für je 5 US-Dollar rief, kamen wir in die Gänge und gossen das leckere, landesuntypische Essen noch mit ein paar Pina Colada für knapp über einem Dollar pro Stück hinunter. So viele leckere Getränke und so ein langer, interessanter, aber auch anstrengender Tag machen müde und so schliefen wir alle wie die Babys.
Am 21. Dezember stand nun zum vierten Mal Abschied von Hoffi nehmen an. Besonders schwer fiel das, da man wusste, dass das nächste Wiedersehen erst in über einem halben Jahr stattfinden würde.

Das Gute am Reisen ist, frei zu sein, das Schlechte, dass man Freunde und Familie nicht einfach wenigstens für eine gewisse Zeit einfach Mitnehmen kann. Gerade jetzt wurde es komisch, da man wusste, dass die Weihnachtszeit anstand und es sich für uns so gar nicht weihnachtlich anfühlte. Aber wir hatten es uns so ausgesucht und so stiegen wir am Mittag in den Flieger, um uns noch weiter von Deutschland wegzubewegen, als wir bisher auf der Reise waren. Auf Wiedersehen Kambodscha, hallo Taiwan.
Fazit Kambodscha: Es ist erstaunlich, wie fröhlich und offen gegenüber Fremden die Kambodschaner sind, wenn man bedenkt, was diesem Volk vor 30 Jahren angetan wurde. Es ist ein sehr junges Land mit einem Altersdurchschnitt von gerade einmal 24 Jahren, das darum kämpft, aus der Steinzeit, in die es befördert wurde, in eine bessere Zukunft zu kommen. Ihre große Geschichte mit Angkor auf den Geldscheinen und auf der Flagge können sie auf eine gemeinsame Tradition zurückschauen, die sich unter anderen in Kultur, Essen, Sprache und Schrift widerspiegelt. Wer würde diesem kleinen Land in Südostasien nicht gönnen, dass sie ihren Platz zwischen der Bewahrung ihrer Traditionen und Vergangenheit und einem guten Leben für Alle finden werden? Mit ihrer freundlichen Art, ihrem Blick nach vorne, der beeindruckenden Natur und Kultur wird ihnen das sicherlich gelingen. Es lohnt sich, wiederzukommen…