Heute krochen wir doch mal wieder etwas früh, aber durchaus noch müde aus dem Bett, um noch ein bisschen die Zeit in Chisinau zu nutzen. Also wurden die Reste der Pizza zum Frühstück reingepfiffen und los ging es. Alles war gut, die Straßen waren einigermaßen akzeptabel, bis wir bei Anenii Noi von der R30 auf die R2 abbogen. Plötzlich ein alt bekanntes Lied hinter uns- Polizisten – ran fahren. Na gut, nach 2 Jahren ohne Polizeikontrolle kann es schon einmal zu einer Routinekontrolle kommen, dachten wir da noch. Also gibt der brave Deutsche schön Fahrzeugpapiere und Mautpapier ab, steigt aus. Großer Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellte. Christian wurde gebeten, mit hinter zu kommen und sich auf den Beifahrersitz des Polizeiwagens zu setzen. Dort wurde ihm auf halbrussisch, halbrumänisch mit Google Übersetzer (Englisch konnten die netten Herren nämlich null) erklärt, dass wir angeblich durch eine Einbahnstraße gefahren sind und nun zahlen sollten. Der ganze Spaß sollte 800 Leu kosten – umgerechnet 45 €. Als Christian kurz wiederkommt, reden wir noch einmal kurz darüber, dass er sich eine Quittung geben lassen soll, da wir nicht abgezockt werden wollen. Das bittet er auch den Polizisten, der darauf per Übersetzer ihm verstehen gibt, dass er ihn nicht provozieren soll. Christian macht ihm klar, dass wir keinen Stress wollen. Wir haben uns eh schon damit abgefunden, dass wir den Quatsch zahlen müssen, obwohl da ganz sicher nirgendwo eine Einbahnstraße war und 45 € bei Durchschnittslöhnen von 200 € garantiert auch eher der Preis für Touristen ist. Am Ende bekommen wir doch eine Quittung, aus der so weit wir das ersehen können, hervorgeht, dass wir 300 Leu, statt 800 Leu bezahlen sollten. Also wurden gleich mal über 20 € für Feierabendbier oder sonstewas einbehalten. Die Stimmung der kurzen Restweiterfahrt war entsprechend gedrückt, irgendwie war jeder sauer, so abgezogen wurden zu sein.
Zehn Minuten später fuhren wir in Chisinau ein, wo das erste Hostel natürlich wie üblich nicht aufzufinden war. Also machten wir uns auf den Weg zum zweiten Hotel, dass wir herausgesucht hatten. Hinter einem moldawischen Auto hinterher überquerten wir geradeaus eine Kreuzung und wurden prompt von einem Polizisten ohne Auto angepfiffen. Im Nachhinein ärgerten wir uns, dass wir nicht einfach weitergefahren sind, denn ohne Auto hätte der Typ eh nichts machen können. Aber nein, der brave Deutsche fährt an die Seite, schon jetzt wutentbrannt und gibt auch noch Führerschein und Fahrtzeugpapiere ab. Was ist denn jetzt schon wieder? Wollen die uns verarschen? Wieder per Google Übersetzer wird uns erkkärt, dass man an dieser Kreuzung nur hätte rechts abbiegen dürfen. Wir sollen zahlen – 400 Leu. Während wir diskutieren, fahren andere moldawische Autofahrer weiter fröhlich geradeaus über diese Kreuzung. Wir diskutieren weiter – plötzlich ist der Betrag nur noch bei 300 Leu. Wir holen die Quittung der anderen Strafe vor 15 Minuten heraus. Das interessiert ihn wenig, schließlich ist sein Feierabendbier noch nicht bezhlt. Er kritzelt irgendwas in sein Buch und redet auf uns ein und teilt uns über den Google Übersetzer Botschaften wie „ist Indikator sie Bindung an der rechten Maustaste“ mit. Aha… Wir sind mittlerweile so genervt, dass wir einfach immer nur sagen, dass wir nichts verstehen und keine Ahnung haben, was der Typ eigentlich von uns will. Nochmal zahlen wir garantiert nicht. Scheinbar hat er auch langsam gecheckt, dass wir nur Ärger machen würden. Er gibt uns die Papiere wieder, wir sollen weiterfahren. Was ein Scheiß. Wir sind so wütend, dass wir am liebsten auf der Stelle dieses Land verlassen würden. Aber das wäre nicht fair, denn das Land und die Leute können am Ende nichts für ihre korrupten Polizisten.
Also wird doch das Hotel angesteuert, wobei wir ganz genau darauf achten, bloß keinen angeblichen Fehler zu machen. Dort chillten wir erstmal den Nachmittag und ließen unseren Ärger verrauchen. Gegen Abend setzten wir uns mit dem Oberleitungsbus in Richtung Zentrum in Bewegung. Wir spazierten einmal durch den Stefan-cel-Mare-Park und schauten uns die Stefan-cel-Mare-Statue an. Der Typ ist so etwas wie ein Nationalheld hier in Moldawien. Danach liefen wir zum Triumphbogen, der anlässlich des Sieges im Türkisch-Russischen Krieges erbaut wurde und schauten noch einmal in die Kathedrale der Geburt des Herrn herein. Damit hatten wir eigentlich schon 90 % der Sehenswürdigkeiten von Chisinau bewundert und konnten nun getrost essen gehen. Im La Placinte gönnten wir uns einen Vorgeschmack auf die rumänische Küche. Moldawien hat nämlich nicht nur die Sprache, sondern auch die Küche mit Rumänien gemein. So gab es heute als typische rumänische Speisen Sarma – mit Hack, Reis und Gemüse gefüllte Sauerkrautrouladen und verschiedene typische Saucen Mujdei- eine Knoblauchsoße, Adjika- eine Tomatenknoblauchsoße und sos de hrean – eine rosa Meerettichsoße. Thommy freute sich so sehr über die Knoblauchlastigkeit, dass er sich vor Freude den Rest der Soßen einfach mal auf Ex hinter die Binde schüttete.
Da irgendwie nun keine Trolleybusse mehr fuhren, mussten wir nach Hause laufen. Obwohl sich der Rückweg als Art Jump-and-Run-Spiel durch das ständige Ausweichen von Besoffen oder Verrückten oder Besoffenen und Verrückten gestaltete, kamen wir doch zuhause an, zischten noch ein Bier und ließen uns in das Bett fallen.



