An diesem Morgen klingelte der Wecker sehr früh, denn wir wollten das Aufsteigen der Heißluftballons über Kappadokien beobachten. Jeden Morgen starten bis zu 140 Heißluftballons in den Sonnenaufgang. Wir hatten uns dagegen entschieden, selbst zu fliegen, da eine Fahrt etwa 100 € pro Person kostet und die Gondeln teilweise sehr groß sind. Wir hatten nicht so große Lust dazu, eingequetscht zwischen 28 Asiaten in einer Gondel herumzufliegen. Wer das machen will, findet bestimmt auch kleinere Anbieter, aber uns machte Heißluftballon-Fliegen einfach nicht so wirklich an. Stattdessen schauten wir lieber von unten kurz vor 6 Uhr zu, wie an diesem Tag etwa 90 Heißluftballon den Himmel zwischen rosafarbenen Wattewölkchen füllten.
Nachdem wir uns von diesem Anblick losgerissen hatten, starteten wir zur 862 km-Strecke an die türkische Ägäis. Über die gut ausgebauten Straßen kamen wir ziemlich gut voran, so dass wir gegen 18 Uhr die Ägäis erreichten. Wir hatten versucht, mit vagen Andeutungen im Reiseführer herauszufinden, an welchen Stränden nicht ganz so viele Pauschaltouristen (von Christian auch gerne „Maden“ genannt) unterwegs sind. Da wir den im Reiseführer vorgeschlagenen Campingplatz nicht fanden und auch sonst alles ausgebucht schien, fuhren wir auf gut Glück einen Campingplatz an. Dort versuchten wir dem Besitzer deutlich zu machen, dass wir unser eigenes Zelt haben und nicht eines der schon aufgestellten Baumwollzelte bräuchten. Nur wie erklären, wenn er kein Deutsch oder Englisch und wir nur „Guten Tag“, „Danke“, „Auto“ und „Tschüß“ auf türkisch sagen konnten. Das „Gespräch“ ging noch 5 Minuten so weiter, bis er und sieben seiner Familienmitglieder um uns herum standen und auf uns einredeten. So freundlich sie auch waren, aber wir verstanden auch nur Bahnhof, wenn sie es extra langsam und alle auf einmal erklärten.
Also wurde kurzerhand ein deutsch-bayerisch-sprachiges Familienmitglied angerufen, dass zwischen uns vermittelte. Umringt wie Zootiere bauten wir dann unser eigenes Zelt auf. Deutsche, die ein Zelt aufbauen! Was eine Sensation!
Wir sprangen noch einmal schnell ins Wasser, dass aufgrund kräftigen Algenbewuchses jetzt nicht gerade umwerfend war und machten uns dann auf die Suche nach Essen. Nachdem wir festgestellt hatten, dass alle einigermaßen türkischen Läden schon zumachten, gingen wir in einem kleinen, netten Café essen. Christian nahm ein Gericht mit Lammfleisch, während es für mich endlich wieder Nudeln mit Tomatensauce gab. Zum Nachtisch genehmigten wir uns dann noch ein Stück Schoko-Birnenkuchen, dessen Stückgröße etwa eines viertel Kuchen entsprach. Völlig fertig wollten wir nach der langen Fahrt nicht wieder die 3 km zum anderen Ende des Ortes zurücklaufen bzw. Zurückkugeln und fragten nach einem Taxi. Nach einigem Hin und Her erklärte uns die Besitzerin, dass ein Mann mit einem Mini-Laster uns mitnehmen würde. Einfach so, unentgeltlich. Was ein Service. Wir saßen dann noch etwas draußen und da brachten uns andere Campingplatzbewohner eine riesige Schüssel gebackene Kichererbsen zum Snacken vorbei. Am gleichen Nachmittag waren wir schon mit Äpfeln versorgt wurden. Immer wieder erstaunlich, wie viel man einfach so geschenkt bekommt. Mal Hand aufs Herz, ist jemand von euch schon einmal auf die Idee gekommen, ausländischen Touristen in Deutschland etwas zu essen zu schenken?

