Ab und zu geweckt vom Gesinge des Muezzin vom Minarett krochen wir schon 8 Uhr aus dem Bett und gingen hinaus, um Frühstück und Geld zu beschaffen. Ersteres fanden wir in einem Laden, wo sich schon eine ordentliche Schlange von wartenden Leuten gebildet hatte. Da musste es gut sein, dachten wir und trotz heftigen Ablehnens wurden wir vorgelassen und hielten sogleich jeder zwei schmackhafte Falafelsandwichs für insgesamt 1 € in den Händen. Nach dem Frühstück packten wir unser Zeug und bekamen am Rande mit, dass ein Brite mit dem Bus nach Jerasch wollte. Kurzerhand sackten wir ihn ins Mietauto ein und los ging die etwa zweistündige Fahrt. Als Dank spendierte uns Alexander einen frisch gepressten O-Saft in Jerasch, danach wurde der Brexit vollzogen und wir wanderten allein durch die seit dem 6. Jh. vor Chr. enstandene, hauptsächlich durch Römer erbaute und besiedelte Stadt. Da man annimmt, dass erst 10% der einstigen Stadt entdeckt und freigelegt wurde und sie zudem außergewöhnlich gut erhalten ist, gehört sie nicht nur zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Jordaniens, sondern stellt auch so manche europäische antike Stätte locker in den Schatten. Warum auch immer waren an diesem Tag unheimlich viele jordanische Mädchenschulen unterwegs, die ganz Jerasch mit fröhlichen Gekicher, Getrommel und Gesinge erfüllten. So viel „Hello“ wie an diesem Tag haben wir selten gesagt und ich musste auf den ganzen Tag verteilt für mindestens 20 Selfies mit den Mädels herhalten. Bleiben jetzt hier als Lehrer – jordanische Kinder scheinen freundlicher und fröhlicher zu sein. 😉 Kurz vor dem Abfahren ging uns noch etwas die Düse, weil Christian einem selbst ernannten Parkwächter nicht 1 JD geben wollte, als wir früh das Auto abstellten. Aber sieh da, das Auto stand noch (ohne Kralle) und wir hatten der Touristenabzocke ein Schnippchen geschlagen.
Weiter ging die Fahrt nach Ajloun, wo sich eine 1184 unter Sultan Saladin errichtete Burg befindet, die als Schutz der Region gegen Kreuzfahrer dienen sollte. Auch gehörte sie zu einer ganzen Kette von Burgen von Damaskus bis Ägypten, mit derer man Nachrichten mittels Taubenpost und Feuersignale in einem Tag von Syrien nach Ägypten weiterleiten konnte. Oben auf der Burg kann man die Gebirgszüge Syriens erkennen, auf dem Rückweg waren wir Luftlinie nur etwa 20 km von der syrischen Grenze entfernt. Gerade wenn man sich so an in diesem Land befindet, welches wahrscheinlich vom wirtschaftlichen Status, aber auch von der Großzügigkeit und Freundlichkeit der Menschen vergleichbar mit Jordanien war, ist die Bedrückung darüber, welch unfassbares Leid dem Land und der Bevölkerung angetan wird, noch größer. In Jerasch gab uns ein Mädchen eine Rose und einen Zettel auf dem sinngemäß zu lesen stand, dass der Islam alle Menschen, egal ob Araber oder nicht, schwarz oder weiß, als gleichwertig betrachtet. Einzig allein Rechtschaffenheit sei der einzige Weg, anderen Menschen überlegen zu sein. Wenn diese Botschaft doch mal auch bei den Fanatisten in der arabischen Welt und auch bei den fleißigen AfD-/NPD-Wählern/Ultra-Konservativ-Deutschen ankommen würde…
Auf dem Rückweg nach Madaba fuhren wir etwas abseits noch an einem kleinen Laden vorbei, um uns ein Falafelsandwich zu genehmigen. Der Besitzer war lustig und superfreundlich, spendierte uns Wasser, eine Art vergorenen Ziegenjoghurt (nicht so unser Fall 🙂 ), Oliven und in Honig eingelegte Orangenschalen und lud uns sogar zu sich nach Hause zu seiner Frau und zu seinen sieben Kindern ein. Wir versprachen, in ein paar Jahren mit unseren eigenen sieben Kindern wiederzukommen und er überlegte, nach Deutschland zu kommen, um sich dort noch eine Frau auszusuchen (tatsächlich wird die Vielehe nur noch von 5% der jordanischen Männer praktiziert). Am Abend gab es in Madaba noch ein Shish Kebab mit Unmengen von leckeren Fladenbrot. Für das gesamte Essen hatten wir heute gerade einmal 5 € bezahlt und so gönnten wir uns im Alkoholladen noch ein leckere „Petra“-Bierdose für schlappe 3,50 € und ein paar grüne Mandeln zum Knabbern. Und so ging ein anstrengender, aber erlebnisreicher Tag zu Ende.












