22.- 24. Juli 2018 – Schwarzmeerküste

Nach dem Frühstück im Hostel in Istanbul holten wir den kleinen Flipper wieder ein paar Straßen weiter aus dem Parkhaus ab. Nachdem er das Parkhaus herunter super bewältigt hatte, fuhr er uns auch souverän durch den restlichen Teil Istanbuls. Außerhalb der Stadtgrenzen wurde es dann zum Glück etwas ruhiger und das Stück Autobahn bis Ankara ging ereignislos vorbei. Als wir bei Ankara erneut durch eine Mautschranke fuhren, fiel uns gleich mal wieder ein, dass wir immer noch nicht herausbekommen hatten, wie das Mautsystems eigentlich funktioniert. Alarmiert durch das Piepen des Systems, besuchten wir gleich einmal den Shop direkt dahinter. Der Mann im Shop konnte kein Wort Englisch, nahm fleißig unsere Daten auf einem Wisch auf und wollte dann 80 Lira. Das erschien uns zu hoch, wir witterten Betrug und gingen einfach wieder. Tatsächlich wären, wie wir im Nachhinein feststellten, nicht mal 80 Lira fällig gewesen, wenn wir alle mautpflichtigen Straßen der gesamten Türkei gefahren wären. Also ließen wir es drauf ankommen, was die Grenzbeamten zu uns sagen würden.

Der Weg bis Samsun an der Schwarzmeerküste schraubte sich deutlich in die Höhe. Das hätten wir nicht erwartet, dass der Norden der Türkei derart bergig ist. Tatsächlich ist der Norden das regenreichste Gebiet der Türkei, was es perfekt für den Anbau von Teepflanzen macht.

Bei einem Stopp für ein paar Tässchen Çay (Tee), machten wir schnell noch eine Unterkunft in Samsun klar. Erst gegen um 8 Uhr abends kamen wir in Samsun schweißgebadet an, denn auch in Samsun geht es teilweise ziemlich bergauf. Wir handelten ganz einfach nach dem Motto von Julian, einem befreundeten mit einem alten Mercedes umher gurkenden Roadtripper: „Lieber einmal das Leben riskieren, als den Schwung verlieren!“ 🙂 In einer einfachen Kantine bestellten wir mit Hand und Fuß und mit Zeigen an der Theke für Christian Kebab und für mich nur eine Suppe.

Am nächsten Tag kamen wir gegen um 10 Uhr in die Puschen und fuhren gleich einmal direkt eine Werkstatt im Osten von Samsun an. So eine Situation wie im Parkhaus wollten wir nicht noch einmal erleben. Mit Hilfe des Google Übersetzers brachten der Chef und Christian sich nach und nach auf einen Nenner. Nach 20 Minuten gegenseitigen Tippens auf türkisch und deutsch hieß es: ein neues Kupplungsseil muss her. Das alte Kupplungsseil war zu lang, der Schleifpunkt kam viel zu spät, weswegen das Gas ins Leere lief. In der Wartezeit bekamen wir gleich erstmal einen Çay serviert. Nach und nach kamen immer mehr Mitarbeiter an und wurden dann vom Chef informiert, was wir vorhätten. Eine Traube aus Schaulustigen bildete sich, die mit einer Mischung aus Zweifeln, Respekt und Erheiterung die Route, die wir seit neuestem im Fenster von Flipper hängen haben, begutachteten. Als es dann immer noch nicht so richtig vorwärts ging, wurden wir gleich mal kurzerhand in die firmeneigene Kantine gesetzt, in der man uns Suppe, Reis mit Kichererbsen, Salat und Gebäck servierte. Als wir wieder unten waren, kam gerade das neue Kupplungsseil an, dass innerhalb von 10 Minuten eingebaut war. Kurze Probefahrt die Auffahrt hoch – perfekt! Gerade einmal umgerechnet 35 Euro hatte uns der Spaß gekostet. Nachdem der Chef uns noch zwei brandneue Peugeottassen und Peugeotschlüsselanhänger spendierte, nahmen wir gefühlte 50 Fotos mit der Belegschaft später Abschied. Das war mal ein Service. 

Christian war so überwältigt, dass er gleich beim nächsten Stopp an der Apotheke vergaß, die Kofferraumklappe zu schließen. Gespräch nach 3 km —> Anika: „Sag mal, ist hier noch irgendein Fenster auf, oder so?“ —> Christian (schaut zurück): „Ach du scheiße! Kofferraumklappe!“ Er zieht rüber auf den Seitenstreifen, da hält direkt hinter uns ein Auto mit türkischen Kennzeichen. Der Fahrer steigt aus und schleppt Christians Rucksack an, der irgendwo in den 3 km herausgefallen sein muss. Glück im Unglück! Nach tausend Mal „Tesekkür ederim“ an den netten Helfer in der Not und ein paar Kopfschüttlern von der Person auf dem Beifahrersitz, die normalerweise eher für solche Aktionen bekannt ist, ging es recht unproblematisch weiter. 

Wir beschlossen jedoch, keinen Zwischenstopp mehr in der Türkei zu machen. Aufgrund der anfangs fehlenden Fähigkeit Flippers, an steilen Bergen anzufahren, bzw. dem späteren Misstrauen, ob das Kupplungsseil das einzige Problem war, verzichteten wir lieber auf solche Experimente, wie das hoch in den Bergen gelegene Kloster Sumela oder den Höhensee Uzungöl zu besuchen. Da müssen wir nochmal wieder kommen. 

Nach einem Snack mit Kebab für den Kebab-Christian und Fischsuppe und Hamsi, (für die Region typische gebratene Anchovies) in einer Lokanta an der Straße fanden wir uns gestärkt viertel zehn Uhr abends an der Grenze Türkei-Georgien ein. Gleich hinter uns trafen die Teams “Team AFK“ und „Two Fake Yankees and a Scot“ ein. Die hatten wir gleich hinter Samsun überholt, aber da die meisten sich doch an die Schrottkarrengrenze von 1,2 l Hubraum hielten, kann man am Ende nicht viel Zeit herausfahren. Die nächsten 3 h Stunden verbrachten wir beim Warten für die Ausreise der Türkei. Und tatsächlich – die vielen Stunden Training haben gewirkt, wir trotzten souverän dem Psychoterror mit Futtern von Snacks, Trinken von Radler und Hackiesack-Spielen. An der Grenze angekommen hieß es dann für alle Passagiere „Aussteigen!“ Ich reiste mit meinem alten Pass aus und stellte dann im Niemandsland fest, dass ich meinen neuen Pass, mit dem wir einreisen wollten, im Auto vergessen hatte. Unwissend stand ich also da rum, bis eine nette Grenzbeamtin anhand des Kennzeichens zumindest sagen konnte, dass sich Christian mit dem Auto noch in der Ausreise befand und noch nicht vorbei war. Nach einer geschlagenen Stunde im Niemandsland kam Flipper mit Christian dann schließlich um die Ecke gebogen. Die Einreise nach Georgien war in 10 weiteren Minuten erledigt. Alles in allem also eine geschmeidige Sache von 4 h Grenzübergang. Die Mautsache blieb uns zumindest dieses Mal scheinbar erspart. Wir dürfen halt nur nicht wiederkommen 😉

An der Grenze wurden noch schnell ein paar türkische Lira in georgische Lari getauscht, eine Versicherung für Georgien abgeschlossen und dann war wirklich jeder in den drei Teams nur noch darauf aus, schnell einen Platz zum Pennen zu finden. Nach um 2 Uhr in der Nacht (+2 h Berlin) und ohne Internet ein recht aussichtsloses Unterfangen. Als wir gerade dachten, abseits der Straße etwas zum Wildcampen gefunden zu haben, ratterte ein tonnenschwerer Zug vorbei. Also mitten in der Nacht noch 45 min weiter nördlich zum nächsten Campingplatz bei Kobuleti. Da kam so jeder Fahrer und Beifahrer an die Kotzgrenze, aber was sollte man denn machen? Noch einen Müsliriegel hinter die Binde gesteckt und los ging es. Mehr als erleichtert waren alle, dass wir direkt am Schwarzen Meer dann endlich beim „Zekari Camping“ ankamen. Mit letzter Kraft wurde die Belohnungsdose Bier geöffnet, die Zelte aufgestellt und dann fielen alle gegen 4 Uhr am nächsten Morgen nach 17 h unterwegs sein endlich auf die Isomatten. Endlich Schlafen!

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Unter dem Regenbogen ging es nach Samsun…
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Werkstatt bei Samsun
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Auf der Karte sind wir schon da…
cof
Lecker kostenloses Kantinenessen….
cof
Foto mit der Werkstattcrew

 

 

cof
Das neue Kupplungsseil wird unter kritischen Blick eingebaut..
sdr
Im Falle eines Notfalls – die Veranstalter nicht anrufen!
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An der Grenze zu Georgien mit anderen Teams – Verhandeln über eine georgische Autoversicherung

 


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